
Spott für den Prinzen : Harry’s Bitter
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Prosit: das Bier, das nach dem Prinzen heißt. Bild: Duke of Sussex’s namesake pub in Chiswick
In den englischen Pubs spiegeln sich Wohl und Wehe der Nation: Nun hat einer von ihnen sein Bitter nach König Charles’ jüngerem Sohn benannt, der spätestens seit der Netflix-Dokumentation in Ungnade gefallen ist.
Man könnte sich den Spaß machen, die Geschichte Englands mittels seiner Pub-Schilder zu erzählen. Im seit 1393 gesetzlich vorgeschriebenen Kennzeichen der Schenken finden die Geschicke des Königshauses ebenso Niederschlag wie örtliche Folklore, historische Ereignisse, sportliche Vorlieben und verschiedene Zünfte vom Pflüger über den Schreiner bis zum Rattenfänger. Nehmen wir die Kneipe im südwestlichen Londoner Stadtteil Chiswick als Beispiel, die nach dem Herzog von Sussex benannt ist. Nicht dem jetzigen Namensträger freilich, sondern dessen Vorfahren, Prinz August Friedrich, dem neunten der fünfzehn Kinder Georgs III. mit Charlotte von Mecklenburg-Strelitz.
Mit Prinz Harry hat der damalige Herzog von Sussex gemein, dass er mit seinem Vater auf schlechtem Fuß stand. Zum einen, weil er zwei Mal ohne Einwilligung des Königs heiratete, zum anderen wegen seiner liberalen politischen Ansichten. Der in Göttingen ausgebildete, akademisch veranlagte Prinz, der eine Bibliothek mit 50 000 Bänden besaß und der Königlichen Akademie der Naturwissenschaften vorstand, setzte sich für die Abschaffung des Sklavenhandels ein. Er war ein Befürworter der parlamentarischen Reform sowie der Emanzipation von Katholiken und Juden. Und er war der Lieblingsonkel von Königin Viktoria. Bei ihrer Krönung wurde er anders als seine Brüder von der Menge mit Jubel und Applaus bedacht. Als die Königin heiratete, führte der Herzog von Sussex sie zum Altar; die besagte Kneipe zeugt von seiner Beliebtheit.
Schwer vorstellbar, dass der jetzige Namensträger bis auf Weiteres mit offiziellen Funktionen im britischen Königshaus bedacht wird. In den Medien ist seit der Ausstrahlung der ersten Staffel der Netflix-Dokumentation über ihn und Meghan Markle davon die Rede, dass eine Einladung zur Krönung seines Vaters im Mai unwahrscheinlich sei. Selbst wenn dies nicht so sein sollte, finden sich überall prominente Stimmen, die den Prinzen von der Teilnahme abraten. Während sein Vorfahr bejubelt wurde, müssten Harry und Meghan mit Buhrufen rechnen, warnt die Boulevardpresse. Einer Umfrage zufolge sollen mehr als vierzig Prozent der Bevölkerung auch für die Aberkennung der königlichen Titel des Paares sein.
Das Duke of Sussex Pub in Chiswick hat einen anderen Weg gefunden, seine Missbilligung zum Ausdruck zu bringen. Es hat sein Hausbier in „Harry’s Bitter“ umbenannt und mit einem Emblem versehen, in dessen Mitte der Kopf Prinz Harrys über der Parole „Ein königlich gutes Getränk“ prangt. Der geringe Alkoholgehalt veranlasste einen Witzbold zur Bemerkung, dass das Bier so schwach sei wie dessen Namensgeber.