Unsere Weihnachtsempfehlungen
2. Dezember 2021 · Noch ist genug Zeit für die wirklich wichtigen Dinge: In sechs Rubriken empfiehlt die Feuilleton-Redaktion Filme, Bücher, Alben, Serien, Ideen, Haltungen, Hoffnungen und Hits.
Für kleines Geld
Nathaniel Hawthorne: „Zwanzig Tage mit Julian und Little Bunny“.
Aus dem amerikanischen Englisch von Alexander Pechmann. Jung und Jung, Salzburg 2021. 112 S., geb., 14,– €.
1851, die Mutter drei Wochen weg, Vater und Sohn allein. Heute gäbe es tägliche Handynachrichten. Hawthorne notierte wunderbar lakonisch, was Tag für Tag geschah.
Voltaire: „Aufgeklärtes Denken“. Aus dem Philosophischen Taschenwörterbuch.
Aus dem Französischen von Angelika Oppenheimer. Reclam, Ditzingen 2021. 93 S., br., 6,– €.
Weshalb man das heute lesen sollte, erklärt sich fast von selbst – damit wir wieder kritischer, unaufgeregter und toleranter denken lernen.
Rainer Peters: „Walter Gieseking“. Die Paradoxie des Vollkommenen.
Wolke Verlag, Hofheim 2021. 120 S., br., 19,– €.
Als Ravel- und Rachmaninow-Interpret war Gieseking um 1930 der Kosmopolit unter den deutschen Pianisten mit ihrem Beethoven-Kult. Dass er als Nazi verunglimpft wurde, beruht auf Neid und Unkenntnis.
Greg Egan: „The Book of All Skies“.
Amazon Kindle, 2,69 €.
Man kann sich’s von Amazon als recht hässliches Buch drucken lassen, aber Egan wollte das hier wohl von vorneherein digital verbreiten. Wie stets bei ihm der Form wie dem Inhalt nach ebenso streng gedachte wie mild mitgeteilte Wahrheiten über eine seriösere Welt als die unsrige.
Gala Rebane: „Emojis“. Digitale Bildkulturen.
Wagenbach Verlag, Berlin 2021. 80 S., Abb., br., 10,– €.
Sie sind ein unverzichtbarer Bestandteil unserer täglichen Kommunikation, aber warum, und wo kommen sie eigentlich her? Steht alles hier drin.
Tobias Keiling, Heidi Liedke: „Faultiere“.
Matthes und Seitz, Berlin 2021. 43 S., geb., 20,– €.
„Häßlich“, befand Hegel, aber das war wirklich keine vernünftige Beschreibung dieses wunderlichen Tieres.
Stéphanie Chuat und Véronique Reymond: „Schwesterlein“.
99 Min., Leihgebühr bei Amazon 3,99 €.
Nina Hoss und Lars Eidinger als symbiotisches Geschwisterpaar einer Berliner Künstlerfamilie tragen diesen leisen Film über letzte, große Fragen, eine herzzerreißende Variation des Schauermärchens von Hänsel und Gretel.
Dag Nikolaus Hasse: „Was ist europäisch?“
Reclam Verlag, Ditzingen 2021. 112 S., br., 6,– €.
Stellvertretend für so viele Bände der bunten Reihe „Was bedeutet das alles?“ mit anregender Lektüre für jede Jackentasche. Für alle, die Zwischenzeiten nicht mit dem Smartphone vertun, sondern intellektueller Erfrischung widmen wollen.
Karlheinz Stierle: „Der Mythos von Paris“. Zeichen und Bewusstsein der Stadt.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 986 S., br., 34,– €.
Ein Werk, an dem ernsthafte Paris-Liebhaber gar nicht vorbeikommen. Lange vergriffen, doch nun sogar als Taschenbuch zu haben.
Ein Monats-Abo bei der Streaming-Plattform Mubi.
www.mubi.-com/de. Monatsabo für 9,99 €.
Mubi bietet eine kleine, feine Auswahl an besonderen Filmen. Hier ist kein Algorithmus am Werk, sondern eine Redaktion wacht über das Programm. Vier Wochen Film-Freude für unter zehn Euro.
Clemens J. Setz: „Die Übungen“.
Das Gramm, Zürich 2021. 24 S., br., 4,– €, doch nur mit Jahresabonnement des zweimonatlich erscheinenden Literaturmagazins erhältlich (www.dasgramm.de).
Die jüngste Publikation des diesjährigen Büchnerpreisträgers ist ein erzählerisches Bravourstück, aber nicht im Buchhandel zu bekommen.
Stefan Gärtner: „Terrorsprache“. Aus dem Wörterbuch des modernen Unmenschen.
Edition Tiamat, Berlin 2021. 144 S., br., 14,– €.
Der ehemalige Titanic-Redakteur knöpft sich sprachliche Gedankenlosigkeiten und Dummheiten nicht mit dem Rotstift vor, sondern mit Empfindlichkeit und ideologiekritischem Bewusstsein.
Bertram, Georg W.; Rüsenberg, Michael: „Improvisieren!“ Lob der Ungewissheit.
Reclam, Stuttgart 2021. 120 S., br., 6,– €.
Für ein neues Jahr ohne Angst vor dem, was sich der eigenen Kontrolle entzieht (also praktisch allem): Georg W. Bertram zeigt zum Preis von zwei Cappuccini, wie befreiend es ist, sich am Free Jazz ein Vorbild zu nehmen.
Spirit of the Beehive: „Entertainment, Death“.
MP3-Album. Saddle Creek Records, 9,74 €.
Wer es böse mit der Band und ihrem Album meint, könnte sagen: Musik für die Geisterbahn. Wer es gut meint, wird dem Verfahren, einer gefällig-schlüssigen Form mithilfe von Noise-Experimenten den Garaus zu machen, Applaus spenden.
Nikolaus Heidelbach: „Ein Buch für Bruno“.
Beltz & Gelberg, Weinheim 2021. 31 S., br., 7,50 €.
Eines der schönsten Bücher von Nikolaus Heidelbach. Und eine willkommene Erinnerung daran, warum wir einmal mit dem Lesen angefangen haben.
Franz Schubert: Sonate D. 960. Drei Klavierstücke D. 946, Moments musicaux D. 780. Klavier: Dina Ugorskaja.
BR Klassik, München 2019. Doppel-CD, 24,99 €.
Woher diese leise Traurigkeit? Dina Ugorskaja spielt Schuberts letzte Sonate und weitere Klavierstücke wehmütig zart.
Lukas Meschik: „Einladung zur Anstrengung“. Wie wir miteinander sprechen.
Limbus Verlag, Innsbruck 2021. 64 S., geb., 8,– €.
Kurz, klar und konstruktiv: Eine überfällige Antwort auf die Empörungsrituale, die kritische Unterhaltung zunehmend unmöglich machen.
Amanda Gorman: „The Hill We Climb“.
Zweisprachige Ausgabe. Hoffmann und Campe, Hamburg 2021. 64 S., geb., 10,– €.
Für jedes gut sortierte Bücherregal als Erinnerung an jenen Tag im Januar 2021, der die Welt auf eine junge schwarze Lyrikerin und einen alten weißen Politiker schauen ließ.
Was weiter hilft
George Monbiot: „Verwildert“.
Aus dem Englischen von Dirk Höfer. Matthes & Seitz Berlin, Berlin 2021. 400 S., geb., 23,99 €.
Monbiots vehementes Plädoyer für eine Rückverwilderung Europas macht klar, dass wir für Natur nur das halten, was wir gewohnt sind. Europas Ökosysteme sahen mal anders aus – und könnten das wieder tun.
Lee McIntyre: „How to talk to a science denier“.
MIT Press, Cambridge 2021. 280 S., , geb., 23,50 €.
Die Erde ist eine Scheibe, der Klimawandel eine Erfindung und Impfungen sind Gift — wie kann man auf solche Falschinformationen reagieren, ohne den Diskurs abzubrechen? Der Philosoph Lee McIntyre hat nach Antworten gesucht.
Martin Rempe: „Kunst, Spiel, Arbeit“.
Musikerleben in Deutschland 1850 bis 1960. Vandenhoeck & Ruprecht Verlag, Göttingen 2020. 400 S., geb., 50,– €.
Profunde Darstellung, wie aus Musik als Kunst rechtlich und ökonomisch Arbeit wurde. Damit begreift man die Grundlagen heutiger Verteilungskämpfe.
Simon Schaupp: „Technopolitik von unten“.
Matthes & Seitz, Berlin 2021. 351 S., br., 20,– €.
Bitte parallel lesen mit „Verkannte Leistungsträger:innen“, herausgegeben von Nicole Mayer-Ahuja und Oliver Nachtwey, sowie „Die Digitalisierung der deutschen Autoindustrie“ von Peter Schadt. Alle 2021 erschienen – ein gutes Jahr für die Klassenanalyse.
Carolin Amlinger: „Schreiben“.
Eine Soziologie literarischer Arbeit. Suhrkamp, Berlin 2021. 800 S., br., 32,– €.
Wenn man sich nicht nur dafür interessiert, was in Büchern drinsteht, sondern auch dafür, wie und unter welchen Umständen sie gemacht wurden.
Niklas Luhmann: „Die Grenzen der Verwaltung“.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 254 S., geb., 28,– €.
Nicht nur zur Stärkung der Beamtenseele: Ein Buch gegen undurchdachte Bürokratiekritik.
Antje Rávik Strubel: „Blaue Frau“.
Roman. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021. 432 S., geb., 24,– €.
Eine junge Frau irrt kreuz und quer durch Europa auf der Flucht vor dem Ungeheuerlichen. Ihr wurde Gewalt angetan, nun sucht sie nicht nur einen Ort, an dem Heilung möglich sein kann, sondern vor allem nach einer Sprache für das Unsagbare.
Jenny Offill: „Wetter“. Roman. Aus dem amerikanischen Englisch von Melanie Walz.
Piper Verlag, München 2021. 222 S., geb., 20,– €.
In kleinen Szenen und Fragmenten erzählt die amerikanische Autorin vom Leben mit, vom Weiterleben im Zeichen der drohenden Klimakatas- trophe. Unterhaltsam und erhellend: Der Leser liest sich unwillkürlich mit.
Philippe Descola: „Les Formes du visible“. Une anthropologie de la figuration.
Éditions du Seuil, Paris 2021. 753 S., Abb., br., 35,– €.
Nach einem großen Wurf der Versuch, ihn an Bildern und Objekten zu bewähren, wozu eine ziemlich tief ansetzende Betrachtung westlicher Kunst gehört.
„Waking Up: Guided Meditation“ mit Sam Harris.
Im App-Store.
Weil ein wacher Geist nicht nur das eigene Leben spannender macht, sondern auch den Blick auf andere Menschen schärft. Einfach die App im App-Store runterladen, Augen schließen, loslegen. Hilft ungemein.
Dan Diner: „Ein anderer Krieg“. Das jüdische Palästina und der Zweite Weltkrieg 1935–1942.
DVA, München 2021. 352 S., Abb., geb., 34,– €.
Weltgeschichtsschreibung mit ungewohnter Fokussierung. Und ein Weltklasse-Sachbuch, das einiges von dem erklärt, was heute problematisch ist.
Wiglaf Droste: „Chaos, Glück und Höllenfahrten“. Eine autobiographische Schnitzeljagd.
Edition Tiamat, Berlin 2021. 360 S., geb., 24,– €.
Der ebenfalls ehemalige, 2019 verstorbene Titanic-Redakteur zeigt in diesem Nachlassband, dass er sich zeitlebens die richtigen Sparringspartner ausgesucht hatte, um seine polemische Virtuosität auszuspielen.
Moni Port: „Sie müssen den Schmerz wegatmen!“ Das Rückenschmerztrostbuch. Illustriert von Philip Waechter.
Kein & Aber, Zürich 2021. 80 S., geb., 15,– €.
Ein Universalpräsent, denn „Rücken“ hat bekanntlich fast jeder: Dieses Bändchen mit heillosen Sprüchen und witzigen Zeichnungen löst definitiv Verspannungen.
Christine M. Korsgaard: „Tiere wie wir“. Warum wir moralische Pflichten gegenüber Tieren haben. Eine Ethik.
Aus dem Englischen von Stefan Lorenzer. Verlag C. H. Beck, München 2021. 346 S., geb., 29,95 €.
Theoretisch klar, analytisch scharfsinnig: Diese an Kant angelegte Tierethik hat das Zeug zum Standardwerk.
Hans-Jürgen Balmes: „Der Rhein“.
Biographie eines Flusses. S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main 2021. 560 S., Abb., geb., 28,– €.
Zwei Ströme kommen in diesem prallvollen Buch zusammen, treffen sich und überlagern sich mäandernd: der Rhein und die Geschichte der letzten Jahrtausende.
Christoph Türcke: „Natur und Gender“. Kritik eines Machbarkeitswahns.
Verlag C. H. Beck, München 2021. 233 S., geb., 22,– €.
Ein unbestechlicher Berater bei der Suche nach dem ganz persönlichen Geschlecht: Christoph Türcke behält im Geschlechterdschungel den Überblick.
Aimee Mann: „Queens of the Summer Hotel“.
1 CD/1 LP. Super Ego (Membran), 15,99 € bzw. 29,99 €.
Was tun nach einem Zusammenbruch, den der andere gar nicht bemerkt hat? Und welche Platte aufnehmen, wenn die letzte schon „Mental Illness“ hieß? Kleine Schritte. Knopf langsam drehen. Tür öffnen. Durchgehen.
Spenden nach Afghanistan,
zum Beispiel an die Welthungerhilfe oder den Afghanischen Frauenverein. Weil eine humanitäre Katastrophe nicht einfach verschwindet, auch wenn man gerade nichts von ihr hört.
Klassiker
Joan Didion: „Wir erzählen uns Geschichten, um zu leben“.
Aus dem amerikanischen Englisch von Antje Rávik Strubel. Ullstein, Berlin 2021. 304 S., br., 12,– €.
Wie addieren sich Realitätsstücke zu einer Geschichte? Niemand war besser darin, diese Frage zugleich zu stellen und zu beantworten. Didions zeitlose Essays in einem Band.
D. Kahneman, O. Sibony, C. Sunstein: „Noise“.
Aus dem Englischen von Thorsten Schmidt. Siedler Verlag, München 2021. 480 S., geb., 30,– €.
Schon in seinem Klassiker „Schnelles Denken, langsames Denken“ hat Daniel Kahneman uns viele Entzauberungen unseres Urteilens mit auf den Weg gegeben. In diesem Buch geht es weiter.
Joseph Haydn: „Solitude – Piano Works II“.
Markus Becker (Klavier), 1 CD. Avi-music, ca. 20,– €.
Zwischen der Wuteinsamkeit der c-Moll-Sonate, der Trauereinsamkeit der g-Moll-Sonate und der Greiseneinsamkeit der f-Moll-Variationen leuchtet, wie die tief stehende Sonne im Winter, die Trosteinsamkeit der Es-Dur-Variationen.
Tom Leinster: „Entropy and Diversity“. The Axiomatic Approach.
Cambridge University Press, Cambridge 2021. 458 S., br., ca. 45,– €.
Teilt das akkurate Maß der Sorgen mit, die das Leben auf diesem armen Planeten hat. Vom intelligenten Leben ganz zu schweigen, das . . . sagen wir . . . anderen Formen des Lebens gerade weichen muss.
„Gisela Elsner Werkausgabe“.
Verbrecher Verlag, Berlin 2007 bis 2020. Inges. 9 Bd., einzeln zwischen 160 und 384 S., br., von 14,– bis 16,– €.
Nur noch bis Ende des Jahres hat der Verbrecher Verlag die Rechte am Werk von Gisela Elsner. Also schnell zuschlagen und die Reste aufkaufen!
Honoré de Balzac: „Traumreisen“. China und die Chinesen, Reise von Paris nach Java.
Friedenauer Presse, Berlin 2021. 173 S., br., 18,– €.
Balzac tut, was heute nicht mehr erlaubt sein soll: Er denkt sich fremde Länder und Völker aus.
Hans Sarkowicz, Ulrich Herbert, Michael Krüger, Christiane Collorio (Hrsg.): „Jahrhundertstimmen 1900–1945“.
Der Hörverlag, München 2021. 3 mp3-CDs, zus. 1450 Min., 60,– €.
Wie haben Einstein, Hannah Arendt oder der echte Hauptmann von Köpenick gesprochen? Ein faszinierendes Stimmenarchiv für lange Abende.
Anderson .Paak und Bruno Mars: „An Evening with Silk Sonic“.
Atlantic/Warner. Als CD 13,99 €, als bronzefarbene Musikkassette 7,99 €.
Die Siebzigerjahre haben angerufen, wollten eigentlich ihren Groove zurück und hören ein bisschen neidisch zu, was zwei Mitte der Achtziger geborene Jungspunde aus der Attitude vor ihrer Zeit machen.
Golo Maurer: „Heimreisen“. Goethe, Italien und die Suche der Deutschen nach sich selbst.
Rowohlt Verlag, Berlin 2021. 538 S., geb., 28,– €.
Faustina aber fand (vielleicht) doch nur er: von einem Klassiker und seiner Wirkung auf Italienreisende, äußerst vergnüglich und lehrreich erzählt.
William Shakespeare: „Sonette / Sonnets“. Band 38 der Shakespeare Gesamtausgabe.
Aus dem Englischen von Frank Günther und Christa Schuenke. Ars Vivendi, Cadolzburg 2021. 200 S., geb., 33,– €.
Der 2020 verstorbene Frank Günther hat seit den Siebzigerjahren unermüdlich Shakespeare übersetzt. Ein großes Glück.
Mayotte Bollack: „Dämonen und Drachen“. Die neunzehn Stücke des Euripides nacherzählt und neu interpretiert.
Aus dem Französischen von Tim Trzaskalik. Friedenauer Presse, Berlin 2021. 204 S., br., 24,– €.
Gut, dies ist ein Buch über einen Klassiker. Aber eines, das das Zeug dazu hat, selbst einer zu werden.
Fjodor Dostojewski: „Die große Hörspiel-Edition“.
Mit Eva Garg, Ignaz Kirchner, Leslie Malton u. a. 10 CDs, zus. 530 Min., Audio Verlag, 23,99 bis 30,– €.
Eckhard Henscheid gab auf die Frage, was man von dem Russen lesen müsse, zur Antwort: alles. Damit wäre auch zum zweihundertsten Geburtstag alles gesagt.
Herlinde Koelbl: „Angela Merkel“. Portraits 1991–2021.
Taschen Verlag, Köln 2021. 248 S., Abb., geb., 50,– €.
Herlinde Koelbls Langzeitstudie „Spuren der Macht“ zeigt Angela Merkel vor und im Kanzleramt: ein historisches Dokument. Wie wird die neue Freiheit Angela Merkels Antlitz verändern?
Paul McCartney: „Lyrics“. 1956 bis heute.
Hrsg. von Paul Muldoon. Aus dem Englischen von Conny Lösch. Verlag C. H. Beck , München 2021. 2 Bände im Schuber, zus. 874 S., Abb., geb., 78,– €.
Einige Beatles-Anekdoten sind besser als manche Beatles-Songs. Kann nicht sein? Dann konsultieren Sie mal Paul McCartneys „Lyrics“!
Emmanuel Bove: „Die Geschichte eines Verrückten“.
Aus dem Französischen von Helke Voß-Becher. Golden Luft Verlag, Mainz 2021. 24 S., geb., 14,– €.
Ein Mann zieht sich von allen Menschen zurück, die ihm etwas bedeuten, fühlt sich großartig dabei und beteuert, er sei nicht verrückt. Was ist er dann?
Monika Maron: „Flugasche“. Roman.
Hoffmann und Campe, Hamburg 2021. 256 S., geb., 24,– €.
In ideologisch aufgeregten Zeiten kann man sich auch einfach auf literarische Qualität besinnen. Monika Marons Roman „Flugasche“ über das Leben einer DDR-Dissidentin, ursprünglich erschienen 1981, sticht heraus.
Lutz Seiler: „Schrift für blinde Riesen“. Gedichte.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2021. 112 S., geb., 24,– €.
Rainer René Mueller: „Gesammelte Gedichte“.
Wallstein Verlag, Göttingen 2021. 526 S., geb., 38,– €.
Zwei Klassiker, die einem den Glauben ans Gedicht wiedergeben: Der Wald kann warten hinterm Haus, so als wär’s d’autrefois.
„Shine A Light“.
Regie: Martin Scorsese. Mit den Rolling Stones. 1 Blue-ray-Disc. Arthaus, ca. 8,– €.
Charlie Watts hatte keinen Spaß an den Dreharbeiten und fand es dann auch schrecklich, sich auf der Leinwand zu sehen: Martin Scorsese begleitet mit seinem Dokumentarfilm den elegantesten Schlagzeuger aller Zeiten und dessen Band.
Kindersachen
Michal Skibiński, Ala Bankroft: „Ich habe einen schönen Specht gesehen“.
Prestel junior, München 2021. 128 S., Abb., geb., 15,– €.
Ein Achtjähriger schreibt jeden Tag einen Satz. Selten waren so unspektakuläre Worte derart berührend. Weil sie im Sommer 1939 geschrieben wurden. Und die Kinderschrift von einer Normalität erzählt, die bald endete.
L. Albanese, T. Rosin: „Atlas des Weltalls“. Die Geheimnisse des Himmels und der Sterne.
Midas, Zürich 2021. 88 S., Abb., geb., 25,– €.
Das Zeitalter des Weltraumtourismus hat begonnen. Ein guter Anlass, sich schon einmal voller Vorfreude mit den Sehenswürdigkeiten des Kosmos zu beschäftigen und von eigenen Raketenreisen zu träumen.
Ute Kleeberg: „Der Glücksengel“.
Gelesen von Katharina Schüttler. 1 CD. Edition Seeigel, ca. 15,– €.
Blöder Tag: Erst verliert Teresa ihren Marienkäferring, dann klaut ihr Bruder ihr die Wurst vom Teller. Aber sie malt sich einen Glücksengel und fliegt traumselig nachts mit ihm davon – zu Musik von Händel bis Lutosławski.
Geschichten über sympathische Schnecken,
die ihre Krisen in aller Ruhe meistern, von freundlichen und lustigen Erwachsenen erfreulichstenfalls ohne Buch- oder sonstige Medienunterstützung frei erzählt.
Alexandra Litwina, Anna Desnitskaya: „Von Moskau nach Wladiwostok“. Eine Reise mit der Transsibirischen Eisenbahn.
Aus dem Russischen von Lorenz Hoffmann und Thomas Weiler. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2021. 80 S., Abb., geb., 26,– €.
So schön, dass man auch als Erwachsener sofort Sehnsucht bekommt. Und man lernt noch etwas.
Jason Bittel: „Wie man mit Tigern spricht“. Über die geheimnisvolle Welt der Tiersprachen.
Insel Verlag, Berlin 2021. 64 S., geb., 16,95 €.
Zusammen mit Hugh Loftings „Doktor Dolittle und seine Tiere“ verschenken, und die Weihnachtsferien werden perfekt.
Una Mannion: „Licht zwischen den Bäumen“. Roman.
Aus dem Englischen von Tanja Handels. Steidl Verlag, Göttingen 2021. 344 S., geb., 24,– €.
Das Coming-of-Age-Debüt der Lyrikerin Una Mannion, die selbst mit sieben Geschwistern aufwuchs, verrät auch jugendlichen Lesern viel über Verwirrung und Resilienz dieser frühen Jahre.
Olivier Tallec: „Nur ein kleines bisschen“.
Aus dem Französischen von Ina Kronenberger. Gerstenberg Verlag, Hildesheim 2021. 36 S., geb., 13,– €.
Olivier Tallecs egoistisches Eichhörnchen ist wieder da. Diesmal sorgt es sich um seinen Lieblingsbaum, bis nichts mehr von dem übrig ist. Und es selbst in Not gerät.
Christoph Niemann: „Ich wünsche mir“.
Diogenes Verlag, Zürich 2021. 72 S., Abb., geb., 18,– €.
Ab 3 Jahre. In diesem Bilderbuch gibt es viele Geschenke zu erraten, und die Geschichten dazu muss man selbst erfinden.
Hendrikje Balsmeyer, Peter Maffay, Joëlle Tourlonias: „Anouk, die nachts auf Reisen geht“. Geschichten von Freundschaft, Mut und Fantasie.
arsEdition, München 2021. 128 S., geb. 15,– €.
Weil Freundschaft in unruhigen Zeiten wie diesen gar nicht genug geschätzt werden kann.
Celestino Piatti: „Piatti für Kinder“.
NordSüd Verlag, Zürich 2021. 216 S., Abb., geb., 30,– €.
Sein „Eulenglück“ ist unvergängliches Kinderglück. Und wer alle Bilderbücher des Schweizer Illustrators in einem Band, zudem grandios gedruckt, haben möchte, dem wird hiermit zu Piattis hundertstem Geburtstag das richtige Geschenk gemacht.
„Catweazle“.
Regie: Sven Unterwaldt. Mit Otto Waalkes, Julius Weckauf, Katja Riemann u. a. 1 DVD. Leonine, 96 Min., ca. 12,– €.
Dass man darauf nicht früher gekommen ist, die Kinderfernsehen- Reihe aus den Siebzigerjahren auf Spielfilmformat zu bringen! Otto Waalkes war es sich und allen kleinen und großen Kindern schuldig.
AstroMedia: Solar-Fotopapier.
20 Blatt à 19 mal 14 Zentimeter, ca. 10,– €.
Blätter, Blumen oder andere Gegenstände hinterlassen auf diesem Papier aus der Frühzeit der Fotografie weiße Formen, während der Rest sich im Sonnenlicht blau färbt. Das kreative Spiel mit Licht und Dunkel ist nicht nur etwas für Kinder.
Lars Lachmann: „Das pfeifen die Spatzen von den Dächern“. Was Sie schon immer über Vögel wissen wollten.
Kosmos Verlag, Stuttgart 2021. 128 S., Abb., br., 12,– €.
Kein Kinderbuch, aber trotzdem bestens geeignet, um die Antennen künftiger Vogelgucker und Naturauskundschafter auf Breitbandempfang zu stellen.
David Almond: „Ein finsterheller Tag“.
Aus dem Englischen von Alexandra Ernst. Sauerländer, Frankfurt am Main 2021. 240 S., geb., 16,– €.
Ein frischer Blick auf den Kreislauf der Gewalt: David Almonds Held streift einen Tag lang durch eine nordenglische Stadt und kommt verwandelt zurück.
Véro Mischnitz, Claudia Gotthardt: „Fiese Viecher“. Warum Ratte, Wespe & Co. viel cooler sind, als du denkst!
Kosmos Verlag, Stuttgart 2021. 40 S., Abb., geb., 15,– €.
Hier lernt man, dass Ratten besonders reinlich sind und auch Haie manchmal den Überblick verlieren. Das Sachbuch räumt charmant mit Mythen der Tierwelt auf.
Michael Wollny / Christian Brückner: „Heinrich Heine – Traumbilder“.
1 CD. ACT (Edel), 17,99 €.
Nicht für kleine Kinder, aber für etwas größere durchaus schon: Um eine Vorstellung davon zu bekommen, was Lyrik und was Jazz ist. Um das zu bewundern, sich abzugrenzen oder sich seinen eigenen Reim darauf zu machen.
Unstable Unicorns.
Unstable Games, ca. 20,– €.
In diesem Kartenspiel greift man mit einer Einhornarmee seine besten Freunde an. Was gäbe es im zweiten Pandemiewinter Besseres zu tun?
Muntermacher
Jaroslav Rudiš: „Gebrauchsanweisung fürs Zugreisen“.
Piper, München 2021. 252 S., geb., 15,– €.
Ein Glück eigentlich, dass Jaroslav Rudiš wegen seiner Sehschwäche nicht Zugführer wurde. So wurde er Geschichtenerzähler und der leidenschaftlichste Zugreisende, den das Schienennetz je sah. Hier ist er beides. und sofort will man mitfahren.
Herlinde Koelbl: „Faszination Wissenschaft“. 60 Begegnungen mit wegweisenden Forschern unserer Zeit.
Knesebeck, München 2020. 352 S., Abb., geb., 35,– €.
Wie wichtig Wissenschaft ist, kann heute wohl niemand mehr bestreiten. Wer die Menschen dahinter sind und was sie motiviert, hat Herlinde Koelbl in Text und Bild dokumentiert.
Sergei Taneyev: „At the Reading of a Psalm“.
St. Petersburg Cappella Choir, Russian National Orchestra, Mikhail Pletnev. 1 CD. Alto ALC 1445 (Note 1).
Kluge Musik gegen allzu einfache Frontenbildung: Sie verbindet die prowestliche Bewunderung für Beethoven mit einem Grundlagentext der westkritischen Slawophilie.
„Akudama Drive“, Staffel 1.
3 DVDs in Pappcovern. Koch Anime, einzeln zu je ca. 35,– €.
In dieser Fassung viel brutaler und also lebensnäher als im Stream. Zu gut zum Rezensieren und sogar einen Tick oder Klick besser als „No Guns Life“, die andere moralphilosophische Trickfilmköstlichkeit aus Japan, die seit gerade eben auf Deutsch vorliegt.
„Inside Job“.
Zu sehen auf Netflix.
Die lustigste Cartoonserie seit Langem: eine Bürokomödie über die Mühen, die Welt per Schattenregierung zu beherrschen, und die Verzweiflung einer viel zu kompetenten Mitarbeiterin. Hohes Identifikationspotential für alle Angestellten.
Rembert Hüser: „Geht doch“.
Verbrecher Verlag, Berlin 2021. 320 S., br., 22,– €.
Literaturwissenschaft als Suchspiel. Niemand schreibt in diesem Fach witzigere Aufsätze als Rembert Hüser. Vor Nachahmung sei allerdings gewarnt, geht nämlich nicht.
Ferdinand Schmalz: „Mein Lieblingstier heißt Winter“.
S. Fischer Verlag , Frankfurt am Main 2021. 189 S., geb., 22,– €.
Ein Bofrost-Fahrer mit tiefkühlunternehmerischem Talent: Die Prosa des Dramatikers Schmalz ist nicht minder skurril, klug und im besten Sinne randständig. Das hat Rhythmus und Drive und sprüht Funken.
Olli Jalonen: „Die Himmelskugel“.
Roman. Aus dem Finnischen von Stefan Moster. Mare Verlag, Hamburg 2021. 544 S., geb., 26,– €.
Auf St. Helena tastet sich ein Junge, angeregt durch einen heute weltberühmten Forscher, unbeirrbar von den Einschränkungen seiner Herkunft, voran ins Abenteuer des eigenen Denkens. Atemraubend.
Thomas von Steinaecker: „Ende offen“. Das Buch der gescheiterten Kunstwerke.
S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2021. 600 S., Abb., geb., 35,– €.
Eine kurzweilige Ermunterung, sich mit einer ganzen Reihe von Schriftstellern, Dichtern, Musikern, Komponisten, Malern und Regisseuren (wieder) zu befassen.
Daniel Schreiber: „Allein“.
Hanser Berlin Verlag, Berlin 2021, 160 S., geb., 20,– €.
Ein kluges Buch, das sich mit einem wichtigen Thema unserer Zeit beschäftigt. Was traurig klingt, ist es nicht, im Gegenteil. Denn Alleinsein heißt nicht automatisch Einsamkeit. Die geschriebenen Zeilen haben etwas Tröstliches.
Balthazar: „Sand“.
1. CD. Play It Again Sam (Rough Trade Distribution), ca. 16,– €.
Ich kann nicht behaupten, bislang viel Popmusik aus Belgien gehört zu haben. Aber die Band Balthazar hat einen Groove, der sie so rasch nicht wieder aus dem CD-Spieler entkommen lassen wird. Vier Konzerte sind für Februar in Deutschland annonciert.
Heinz Strunk: „Es ist immer so schön mit dir“. Roman.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2021. 288 S., geb., 22,– €.
Der Fachmann fürs seelische Elend bleibt bei seinem Leisten. Ähnlich wie Wilhelm Genazino verfeinert und erweitert er seine Romankunst zu einer am Ende doch tröstlichen Chronik katastrophischer Gefühle.
Gregory Porter: „Still Rising“.
2 CDs. Blue Note (Universal), 18,99 €.
Das „Greatest Hits“-Doppelalbum des Sängers mit der sonoren Jazzstimme enthält neben bekannten auch neue Songs und Kollaborationen mit Kollegen wie Jamie Cullum, Jeff Goldblum oder Moby: ein akustisches Äquivalent zur warmen Decke fürs Sofa.
Illuminati Hotties: „Let Me Do One More“.
Vinyl-Album. Hopeless Records, 29,99 €.
Sarah Tudzin bezeichnet die Musik ihrer Band als „Tenderpunk“. Das trifft die Sache ganz gut, webt sie doch so heterogene Dinge wie Schmachterei, Elektroglanz, Garagengerumpel, Angriffslust und Dreampop zu einem famosen, homogenen Klangteppich.
Archilochos: „Gedichte“.
Aus dem Griechischen und hrsg. von Kurt Steinmann. Reclam Verlag, Ditzingen 2021. 120 S., br., 6,80 €.
Was dieser Autor vor 2700 Jahren zur Frage sagte, wie viel Mut man eigentlich auf dem Schlachtfeld in aussichtsloser Situation noch aufbringen sollte, ist zeitlos.
Philippe Béziat: „Indes Galantes“.
Pyramide Video 2021. 1 DVD, 19,99 €.
Clément Cogitore machte aus Rameaus Barockoper „Les Indes Galantes“ ein begeisterndes Hip- Hop-Spektakel. Philippe Béziats Dokumentarfilm zeigt, wie es dazu kam.
„Charly Hübner über Motörhead oder Warum ich James Last dankbar sein sollte“.
KiWi Musikbibliothek, Band 14. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021. 164 S., geb., 16,– €.
Eine Landjugend mit Musik in Mecklenburg, literarisch verdichtet mit Witz und Wut – auch für Leute, die Motörhead nicht kennen oder sich nicht die Bohne dafür interessieren.
Konzertkarten
besorgen, bevor 2022 alles ausverkauft ist, zum Beispiel für Danger Dans Solotour. Tickets gibt es noch für Nürnberg, Stuttgart, Hamburg, Berlin und München, Karten zwischen 30,– und 50,– €.
Etwas Extravagantes
Rebecca Solnit: „Orwell’s Roses“.
Granta, London 2021. 320 S., geb., 17,95 €.
Unausgetretene Pfade reizen die Spaziergängerin Solnit, und zu gern folgt man ihr. George Orwell nähert sie sich über die Rosen in dessen Garten und zeigt, warum die naturliebende Seite des als düster geltenden Autors nicht überraschen sollte.
Katie Mack: „Das Ende von allem*“. *astrophysikalisch betrachtet.
Piper, München 2021. 272 S., geb., 22,– €.
Wie die Welt in vielen Milliarden Jahren einmal enden könnte, ist wohl nicht die allerdringlichste Frage. Sie führt aber auf spannende Physik und abgedrehte Theorien. Für Eskapisten mit Spaß am Untergang.
Reynaldo Hahn: „Ô mon bel inconnu“.
Véronique Gens u. a., Orchestre National Avignon-Provence, Samuel Jean (Leitung). 216 S., geb., 1 CD. Palazzetto BruZane, ca. 35,– €.
Komische Oper von 1933 über die Folgen der Kontaktanzeige eines Pariser Hutmachers. Die Musik schwebt zwischen Jules Massenet und den Chansons von Jean Lenoir.
N. K. Jemisin (Text) und Jamal Campbell (Zeichnungen): „Far Sector“.
DC Comics, New York 2021. 321 S., br., ca. 20,– €.
Ein Mord und zwanzig Milliarden Verdächtige. Genauso schön anzuschauen wie zu lesen.
Catherine Gore: „Der Geldverleiher“. Ein viktorianischer Roman.
Aus dem Englischen von (einem damals noch sehr jungen) Theodor Fontane. Die Andere Bibliothek, Berlin 2021. 472 S., Abb., geb., 44,– €.
Tratsch, Kalamitäten, Heimlichkeiten und Familiengeheimnisse: das Londoner Sittenbild einer versierten Unterhaltungsschriftstellerin.
Johann Georg Hamann: „Sokratische Denkwürdigkeiten, Wolken“.
Hrsg. von Leonhard Keidel und Janina Reibold. Felix Meiner Verlag, Hamburg 2021. 445 S., geb., 48,– €.
Die erste Schrift des Königsberger Philosophen handelt vom Nicht- wissen. Die zweite verteidigt die erste gegen den Vorwurf, dunkel zu sein. Unglaublich gute Ausgabe.
Boris Becker: „Von der Maas bis an die Oder“. Brücken.
Walther König, Köln 2021. 180 signierte und nummerierte Ex. 1296 S., geb., 180,– €.
Brücken sind ins Gerede gekommen, nicht erst seit der Sprengung der maroden Salzbachtalbrücke. Auf einer Bootsreise von Holland bis Polen hat der Künstler Boris Becker sämtliche Überführungen fotografiert.
The Orchestra of the Age of Enlightenment: OAE Player Annual Pass.
https://tickets.oae.co.uk/donate/ i/annualpass, 99,– £.
Einer der faszinierendsten Zusammenschlüsse von Musikern antwortet auf die Einschränkungen dieser Zeit mit einer Online-Einladung: Konzerte, Interviews und Masterclasses im Jahres-Abo. Enlightening indeed.
Gustave Flaubert: „Memoiren eines Irren“. Roman.
Hrsg. und aus dem Französischen von Elisabeth Edl. Hanser Verlag, München 2021. 239 S., geb., 28,– €.
Ein schreibbesessener Arztsohn von siebzehn Jahren aus Rouen kommt langsam auf die Spur des Romans, den er – es bleibt unbegreiflich – wirklich einmal schreiben wird.
Einen privaten Musikabend
zu verschenken ist vielleicht nicht extravagant, aber gewiss sehr besonders. Künstler findet man zum Beispiel unter www.bookastreetartist.com. Angesichts neuer Corona-Beschränkungen ist ohnehin Flexibilität gefragt.
Friedrich Dürrenmatt: „Das Stoffe-Projekt“. Textgenetische Edition.
Diogenes Verlag, Zürich 2021. 5 Bd. im Schuber, zus. 2208 S., geb., 400,– €.
Dürrenmatts selbst gestellte Lebensaufgabe, nie beendet und noch nie in dieser Vollständigkeit dokumentiert. Ein Puzzle aus Gedankenblitzen und Manien.
John Wayne: „13-Movie Collection“.
13 DVDs. Paramount Pictures (Universal), zus. 1558 Min. , ca. 30,– €.
Bei John Wayne beschleicht einen das beschämende Gefühl, dass man seine schauspielerische Integrität, die sich auffällig oft im Verzicht zeigt, erst nach mehrmaligem Sehen begreift. Ehrlich: ein unterschätzter Mann.
Max Liebermann: „Briefe“. Gesamtausgabe, Bände 1–9.
Hrsg. von Ernst Braun. Deutscher Wissenschafts Verlag, Baden-Baden 2021. Zus. 6446 S., geb., 399,80 €.
Der Maler, der angesichts der NS-Herrschaft „Ich kann gar nicht so viel fressen, wie ich kotzen möchte“ sagte, kommentierte seine Zeit in zahlreichen Briefen: Hier sind sie.
Tim Flach: „Vögel“. Text von Richard O. Prum.
Aus dem Englischen von Birgit Lamerz-Beckschäfer. Knesebeck Verlag, München 2021. 336 S., Abb., geb., 68,– €.
Dass Schönheit nicht immer im Auge des Betrachters liegt, beweisen Tim Flachs Vogelporträts. Nie wirkte eine Schleiereule eleganter, nie sah ein Schuhschnabel übellauniger aus.
„Texte aus der Umwelt des Alten Testaments“. Neue Folge.
Hrsg. von Bernd Janowski und Gernot Wilhelm. Gütersloher Verlagshaus, Gütersloh 2021. 9 Bd., zus. 4188 S., br., 299,– € .
Uralte Mythen, Gebete, Chroniken und Gesetzestexte aus dem Orient. Nichts leichter, als sich dort festzulesen und zu verlieren.
„Die Schwarze Botin“. Ästhetik, Kritik, Polemik, Satire 1976–1980.
Hrsg. von Vojin Saša Vukadinović. Wallstein Verlag, Göttingen 2021. 512 S., geb., 36,– €.
Der Fehdehandschuh ist nicht aus Spitze: Die Schwarzen Botinnen wischten dem Feminismus vor vierzig Jahren die Tränen weg. Die Texte des elitären Projekts liegen jetzt als Buch vor.
Stereo Total: „Chanson Hystérique (1995–2005)“.
7 CDs/7 LPs. Tapete (Indigo), 74,99 € bzw. 129,99 €.
Die frankodeutsche Sängerin Françoise Cactus ist im Februar leider früh gestorben. Diese Werkschau zeigt die ersten zehn Jahre ihres subversiven Pop-Duos Stereo Total: 97 Stücke insgesamt. Für Zitterparties.
Jenny Erpenbeck: „Kairos.“ Roman.
Penguin Verlag, München 2021. 384 S., geb., 22,– €.
Weil es sonst niemandem derart kunstvoll gelingt, zu beschreiben, wie sich zwei Menschen bei Mozarts Requiem zum ersten Mal sehr nahe kommen.
Quelle: F.A.Z.
Veröffentlicht: 02.12.2021 09:55 Uhr
