Eklat um Fanta-Werbung : Zeitreise in eine historische Sackgasse
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Da ist jemand beim Retrokult einen Schritt zu weit gegangen: Fanta Bild: Coca-Cola
Coca-Cola fängt sich gerade mit einem Werbeclip für Limonade einen Proteststurm im Netz ein: Die Marke „Fanta“ entstand 1940 in Deutschland. Da erscheint fröhlicher Retrochic doch ziemlich fehl am Platz.
Im Hause Coca-Cola hat man sich mit einem Werbeclip einen Schnitzer erlaubt. Er ginge als Parodie durch, wäre er nicht als offizielle Werbung gedacht gewesen. Zum 75.Geburtstag der Limonadenmarke „Fanta“ setzte der Clip auf Retrokult. Auf die Geburtsstunde verweisend, feiert er das Erfrischungsgetränk in bunten Farben und mit warmen Worten.
Kluge deutsche Köpfe, heißt es dort, hätten die zündende Idee gehabt, aufgrund der raren Rohstoffe eine Colaalternative zu schaffen, die sich bis heute großer Beliebtheit erfreue. Deswegen bringe „die deutsche Ikone“ zum 75. Jubiläum „das Gefühl der guten alten Zeit zurück“. Dumm nur – und das fällt schon nach einem kurzen Rechenweg auf – dass die Limonade in der Zeit des Nationalsozialismus, im Jahr 1940 eben, erfunden wurde. Rosige Aussichten gab es damals keine, weshalb der bunte, lebensbejahende Clip ziemlich zynisch wirkt.
Im Internet zischt denn auch schon die Empörung über die Brause auf. Als hätten sich die Werber gedacht: Das ist schon so lange her, das ist schon gar nicht mehr wahr. Doch beschwört man die „gute alte Zeit“ mit einer Rezeptur aus Molke und Apfelfasern im alten Flaschendesign, wirkt das zwangsläufig geschichtsvergessen und verharmlosend.
Auf Youtube wurde der Clip aufgrund der missverständlichen Passagen schon zurückgezogen, doch ist er an anderer Stelle im Netz noch zu finden. Die mangelhafte Reflexion der Vergangenheit ist wirklich keine Meisterleistung. Der Eingangssatz des Clips müsste nicht „Eine kurze Zeitreise in Sachen Phantasie“, sondern „eine phantastische Verblendung in Sachen Zeitreise“ lauten.