
Dmitri Muratow : Friedensheld
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Dmitri Muratow bei der Auktion. Bild: dpa
Dmitri Muratow hat seine Friedensnobelpreismedaille versteigert. 103,5 Millionen Dollar kamen dabei heraus, für durch den Krieg in Not geraten Kinder in der Ukraine. Wir hätten einen Vorschlag für den nächsten Friedensnobelpreis.
Die ersten Gebote sind ansehnlich. Millionenbeträge, ein-, zweistellig und dann – setzt ein Anonymus 103,5 Millionen Dollar. Sagt jemand mehr?
So viel hat noch nie jemand für eine Friedensnobelpreismedaille geboten. Versteigert wurde eine solche schon, aber als „Schnäppchen“: 2014 ging die Medaille des Molekularbiologen James Watson für 4,76 Millionen Dollar weg. Jetzt sind es im Fall von Dmitri Muratow fast hundert Millionen mehr, für den guten Zweck: Die Summe geht an das Hilfsprogramm für geflüchtete ukrainische Kinder des UN-Kinderhilfswerks UNICEF.
Er mache sich vor allem Sorgen um Kinder, die wegen des Kriegs zu Waisen geworden seien, sagte Muratow. Die Auktion möge anregen, dass Menschen „wertvollen Besitz versteigern, um Ukrainern zu helfen“. Sein Preisgeld von 470.000 Euro hatte der Chefredakteur der eingestellten „Nowaja Gazeta“ schon gespendet und seine Opposition gegen Putin und dessen Vernichtungskrieg in der Ukraine unterstrichen.
Dafür – für den Kampf um die Meinungsfreiheit – erhielt Muratow den Friedensnobelpreis. Seine Zeitung kämpfte bis zuletzt gegen Putins Zensur, sechs Journalisten des Blattes kamen ums Leben, unter ihnen Anna Politkowskaja, ermordet im Oktober 2006. Muratow wurde kürzlich im Zug mit ätzender Farbe angegriffen, die Polizei weigert sich, zu ermitteln.
Bei der Auktion rührte er mit dem Satz eines Mädchens aus Mariupol, dessen Gebet laute: Lieber Gott, hilf mir, mein Telefon aufzuladen, sodass ich meine Mama anrufen kann. Man möge sich vorstellen, dies sei das eigene Kind. Die Medaille sehe er nicht wieder, doch würde er „gerne die Zukunft der Menschen sehen, die von der Versteigerung profitieren“. Unser Vorschlag für den nächsten Friedensnobelpreis: Dmitri Muratow.