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Digital Fremdsprachen lernen : Wie man eine Eule bei Laune hält

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Vorsicht, sie kann auch anders: Wer nicht am Ball bleibt, wird im Sprachlernprogramm „Duolingo“ von einer Heuleeule emotional unter Druck gesetzt. Bild: Duolingo

Den einen gibt’s das Programm im Schlaf, den anderen im Spiel, die dritten brauchen einen grünen Daumen: Websites und Apps versprechen neue Wege, unkompliziert Fremdsprachen zu lernen. Wohin führen sie? Ein Selbstversuch.

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          Oh nein, die Eule weint! Und steht dabei in einem See aus Tränen. Ihr Vorwurf ist unmissverständlich: „Das Erlernen einer Sprache erfordert tägliches Üben.“ Ich gestehe: Das habe ich nicht gemacht. Anfangs schon, aber in den letzten Tagen habe ich schlichtweg nicht darüber nachgedacht, was „Ananas“ auf Portugiesisch heißt. Die Sprachlern-App Duolingo bestraft diese Nachlässigkeit mit einer enttäuschten Eule. Dabei habe ich nicht etwa plötzlich das Interesse daran verloren, Portugiesisch zu lernen. Überhaupt finde ich Sprachen toll, aber wenn ein zwingender Anlass fehlt, ist es einfach schwierig, dabei zu bleiben.

          Weil es nicht nur mir so geht, versprechen immer mehr Angebote intuitive Lernmethoden, bei denen sich die Fremdsprachen wie von selbst erschließt. Wie einem Kind die Muttersprache. Oder spielerisch, wie nebenbei, ohne mit Grammatikregeln behelligt zu werden. Das ganze gibt es am besten auch gleich als App, damit man unterwegs und selbstbestimmt lernen kann. Mit weniger geben wir jungen, mobilen Menschen von heute uns nicht zufrieden.

          Was sage ich da nur?

          Doch was heißt es, eine Sprache zu lernen? Muss man sie oft hören, sie selbst sprechen oder vor allem die Grammatikregeln beherrschen? Besucht man einen Sprachkurs, wird meist gleich von der ersten Stunde an verlangt, dass man selbst spricht. Das klingt dann häufig kläglich. Im Portugiesischen stolpert man über die besondere Aussprache der Buchstaben x oder t, im Chinesischen trifft man nicht den richtigen Ton, oder man scheitert schlicht am spanisch-gerollten R. Und dieser Kringel über dem N, was bedeutet der doch gleich?

          Statt gleich draufloszustümpern, wüsste ich lieber gern, was ich sage, bevor ich es sagen soll. Und auch damit bin ich nicht allein. Das Sprachlernangebot Twilingo – nicht zu verwechseln mit Duolingo, die Ähnlichkeiten hören beim Namen auf – richtet sich speziell an Schüler, für die nicht das Sprechen der Königsweg in Richtung Fremdsprache ist, sondern das Verstehen. Indem man zwei Sprachen – ich versuche es mit Englisch und Deutsch – nahezu gleichzeitig hört.

          Das soll funktionieren? Der Firmenchef Klaus Beutelspacher erklärt das Konzept so: „Bei Twilingo wird die Muttersprache gezielt eingesetzt, um den Lernenden zu unterstützen und ihm einen Zugang zu seinen eigenen Ressourcen zu ermöglichen. Es geht um eine optimale Unterstützung der Hirnfunktion, und das Gehirn lernt eine Sprache über das Verstehen.“

          Man lernt nie aus

          Mag es für mein Hirn noch so gut sein, mich bringt der Ansatz erst einmal durcheinander: Soll ich mich jetzt darauf konzentrieren, das Englische zu verstehen, oder achte ich lieber darauf, welche Wörter auf Deutsch wiederholt werden? Statt Begrüßungsfloskeln, Tiernamen oder Wochentage zu lernen, hört man gleich eine Geschichte, Zuhören muss hier als aktiver Vorgang verstanden werden. „Es gibt einen Unterschied zwischen lehren und lernen. Kinder lernen eine Sprache, ohne sie gelehrt zu bekommen und ohne Grammatikregeln auswendig zu lernen. Zugleich ist nicht klar, ob Erwachsene anders lernen als Kinder. Es ist zum Beispiel nicht einmal erwiesen, dass man eine gelernte Regel später auch anwenden kann“, erläutert Beutelspacher. Deshalb bietet er auch keine Übungen an, in denen ich die Bildung des englischen Passiv oder sämtlicher Vergangenheitsformen üben könnte. Das wiederum ist sehr erholsam.

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