Empfehlungen der Redaktion
Für kleines Geld
8. Dezember 2019 · Noch ist genug Zeit für die wirklich wichtigen Dinge: Die Feuilleton-Redaktion empfiehlt Filme, Bücher, Platten, Serien, Ideen, Haltungen, Hoffnungen und Hits.
Seneca: „Vom glücklichen Leben“.
Aus dem Lateinischen von Fritz-Heiner Mutschler.
Reclam Verlag, Ditzingen 2019. 80S, 6,- €.
Gerade zu Weihnachten, dem Fest, das an die Tugend appelliert und dem Konsum frönt, lohnt die Reflexion darüber, was Glück bedeutet und welche Einstellung es erfordert.
Bernd Ingmar Gutberlet: „Die Berliner Mauer für die Hosentasche“. Was Reiseführer verschweigen.
S. Fischer Verlag, Frankfurt 2019. 304 S., br., 10,– €.
Auf kleinem Format steht hier alles Wichtige zum Bau und Fall der Berliner Mauer. Mit Mauer-Abc und Zeittafeln. Kompakt, praktisch, gut.
Doris Day, André Previn: Duet.
1 CD. Sony, ca. 9,-€
Eine ebenso staunenerregende wie intime Erinnerung an die kühne Eleganz zweier Größen des Jazz, die uns dieses Jahr verlassen haben.
Ian Rolf Hill: „Maddrax – Die Dunkle Zukunft der Erde“. Band 518: „Taratzen!“
Bastei Verlag, Köln 2019. 66 S., br., 1,90€.
Wer das nicht kauft und kennt und auswendig lernt, hilft nur wieder den Rechten.
Klaus Honnef: „Gerhard Richter“.
Taschen Verlag, Köln 2019. 95 S., Abb., geb., 10,-€.
Band 200 in der verdienstvoll preiswerten „Kleinen Reihe Kunst“ des Verlags. Kompakte Einführung in das Schaffen des deutschen Künstlers mit vielen Abbildungen in ausgezeichneter Qualität.
Christian Neuhäuser: „Wie reich darf man sein?“ Über Gier, Neid und Gerechtigkeit.
Reclam Verlag, Ditzingen 2019. 89 S., br., 6,-€.
Warum denken wir bei Reichtum sofort an Geld? Warum wird Kritik am Reichtum als Neid abgetan? Und was ist „schädlicher“ Reichtum?
Stanley Ellin: „Sanfter Schrecken“. Zehn ruchlose Geschichten.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 304 S., geb., 22,-€.
2,20 Euro pro böser Geschichte (plus Nachwort von Arno Schmidt, plus Übersetzungschronik von Bernd Rauschenbach), dafür gibt es nicht mal ein anständiges Glas Bier.
George Saunders: „Herzlichen Glückwunsch übrigens. Ein paar Gedanken zur Güte“.
Aus dem Englischen von Tim Jung. Arche Literatur Verlag, Hamburg 2019. 64 S., geb., 8,-€.
Eine Rede vor Studenten, in der Saunders preisgibt, worauf es ihm wirklich ankommt im Leben.
Arundhati Roy: „Das Ministerium des äußersten Glücks“. Roman.
Aus dem Englischen von Anette Grube.
Fischer Taschenbibliothek, Frankfurt am Main 2019. 704 S., geb., 13,-€.
Ein Roman, den man nicht aus der Hand legen kann, neuerdings im besten Format zum Mitnehmen.
Jane Campion, „Das Piano“.
Blu-ray, Arthaus, 7,99€.
Dieser Film ist zwar von 1993, wurde aber gerade in der Kritikerumfrage der BBC zum besten Film einer Regisseurin überhaupt gekürt. Ein guter Grund also, endlich (oder wieder einmal) genau hinzuschauen.
André Pieyre de Mandiargues: „Die Monstren von Bomarzo“.
Aus dem Französischen von Hanns Grössel, Nachwort von Reiner Niehoff. Blauwerke Verlag, Berlin 2019. 84 S., Abb., br., 2,-€.
Begehung eines berühmten Orts und auch eine kleine, surrealistisch bewegte Theorie des Denkmals.
Gilbert Lupfer, Paul Sigel: „Gropius“.
Hrsg. von Peter Gössel. Taschen Verlag, Köln 2019. 96 S., geb., 10,-€.
Ein schmales Büchlein, das Walter Gropius, den Gründer des Bauhauses, vorstellt. Kompakt und für jede kurze Zugreise bestens geeignet.
Wolfgang Hilbig: „Sphinx“. Texte aus dem Nachlass.
Hrsg. und mit Nachwort von Michael Opitz. Connewitzer Verlagsbuchhandlung, Leipzig 2019. 84 S., Abb., br., 13,-€.
Frühe Versuche und spät nie Vollendetes, beides gleichermaßen literarisch hinreißend vom großen Wanderer zwischen Ost und West.
Van Morrison: „Three Chords & The Truth“.
Caroline/Exile Records (Universal Music). 2 LPs. 23,99€.
„Fame Will Eat The Soul“, behauptet er – bei ihm droht das nicht.
Christian Neuhäuser: „Wie reich darf man sein?“ Über Gier, Neid und Gerechtigkeit
Reclams Universal-Bibliothek, Ditzingen 2019. 89 S., br., 6,-€.
Weil alles relativ ist.
Bernhard Lang: „Himmel, Hölle, Paradies“.
Verlag C. H. Beck, München 2019. 128 S., geb., 9,95€.
„Jenseitswelten von der Antike bis heute“ verspricht der schmale Band aus der vorzüglichen „Wissen“-Reihe, der sich als ungeheuer reich entpuppt.
Succession,
1. Staffel, 13,98€.
Die phantastisch-finstere Familien-Satire um den New Yorker Medienmogul Logan Roy ( Brian Cox) zeigt mit großartigem Humor, exzellentem Soundtrack und scharfen Dialogen, wie die Macht über die Öffentlichkeit zur größten Droge unserer Zeit geworden ist.
Andrew Bird: „My Finest Work Yet“.
1 CD. Concord (Universal), ca. 8,-€.
Der Albumtitel ist keine Übertreibung. Sisyphus lässt seinen Stein rollen, der amerikanische Liedermacher Andrew Bird singt und pfeift dazu. Wer dann nicht platt ist, legt noch Birds jazziges Weihnachts-Minialbum „Hark“ mit unter den Baum.
Was weiterhilft
John Brockman: „Possible Minds“. 25 Ways of Looking at AI.
Englisch. Penguin Press, New York 2019. 320 S., geb., 18,99 €.
25 Denkanstöße: Diese Aufsatzsammlung demonstriert, wie sehr die Diskussion Künstlicher Intelligenz von Interdisziplinarität und Perspektivenvielfalt profitiert.
Jürgen Habermas: „Auch eine Geschichte der Philosophie“.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 2 Bd., zus. 1752 S., geb., 98,– €.
Zum „Gebrauch unserer vernünftigen Freiheit“ hilft dieses große Werk besonders in der Weihnachtspause, wenn endlich Zeit für die hochkomplexen 1752 Seiten ist!
Ottfried Fischer: „Heimat ist da, wo dir die Todesanzeigen etwas sagen“.
Ullstein Verlag, Berlin 2019. 203 S., geb., 20,-€.
„Nur, wer das Ego kennt, kann das Alter verstehen.“
Don Hertzfeldt: „The End of The World“.
Random House, New York 2019. 224 S., geb., 26,27€.
Der Autor weist darauf hin, dass dieses Buch ganz langsam auseinanderfallen wird. Im Gegensatz zu den liberalen westlichen Demokratien. Da geht’s schneller.
Julian Barnes: „Kunst sehen“.
Aus dem Englischen von Gertraude Krueger und Thomas Bodmer.
Der Autor von „Flauberts Papagei“ zeigt vogelfederleicht, was es heißt, Kunst zu verstehen – und großartig darüber zu schreiben.
Karin Kretschmer: „Südtirol“. Architekturführer.
DOM Publishers, Berlin 2019. 352 S., Abb., br., 38,-€.
Jenseits von Törggelen: Ein Band aus einer verdienstvollen Reihe, die Städte und Landschaften erschließt, indem sie deren Baugeschichte aufschlüsselt.
Annie Ernaux: „Eine Frau“.
Aus dem Französischen von Sonja Finck. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 88 S., geb., 18,-€.
Annie Ernaux verwirklicht mit jedem ihrer Bücher im Bezirk der Autobiographie, in dem es keine Wahrheiten gibt, ein Maximum an Klarheit und Würde.
Botho Strauß: „zu oft umsonst gelächelt“.
Hanser Verlag, München 2019. 220 S., geb., 22,-€.
Hier zeigt sich Botho Strauß als Meister der Episode. Was sonst bleibt mir von der Welt, lässt er den alternden Autor fragen; keine Tirade, sondern feinste Beobachtung, flirrend, flüchtig, traurig auch.
Hussein Jinah mit Sebastian Christ: „Als Weltbürger zu Hause in Sachsen“.
Mikrotext Verlag, Berlin 2019. 88 S., br., 11,99 [Euro]., als E-Book 5,99€.
Hussein Jinah, Sohn indischer Eltern, Muslim und Integrationsexperte, erzählt vom Leben in Dresden seit 1985, knapp und erhellend.
Ocean Vuong: „Auf Erden sind wir kurz grandios“.
Aus dem Englischen von Anne-Kristin Mittag. Hanser Verlag, München 2019. 256 S., geb., 20,-€.
Gute Literatur hilft immer. Dieser erstaunliche Debütroman öffnet die Tür zu einer bisher unerkundeten inneren und äußeren Welt.
Naomi Oreskes: „Why Trust Science?“ Ed. by Stephen Macedo.
Princeton University Press, Princeton 2019. 376 S., geb., 24,-€.
Bündige Überlegungen zur Frage, warum der Wissenschaft trotz aller mittlerweile gerne ausgestreuten Zweifel zu vertrauen ist.
Jamel Brinkley: „Unverschämtes Glück“.
Verlag Kein & Aber, Zürich 2019, 329 S., geb., 22,-€.
Ein gefeierter amerikanischer Autor, der das Innenleben seiner Figuren in neun Kurzgeschichten genau ausleuchtet.
Anita Albus: „Sonnenfalter und Mondmotten“.
Verlag S. Fischer, Frankfurt am Main 2019. 240 S., Abb., geb., 48,-€.
Nicht nur das schönste Buch des Jahres, sondern auch eines der klügsten. Nach Lektüre sehnt man den nächsten Sommer mit Schmetterlingen herbei, um hinzuschauen.
Ferdinand Fellmann: „Der Erosoph“. Eine philosophische Autobiographie.
Hrsg. von Esther Redolfi. Königshausen & Neumann, Würzburg 2019. 196 S., geb., 18,-€.
Letzte Worte eines eigenständigen, unterschätzten Schopenhauerianers.
„Menschheitsdämmerung“. Symphonie jüngster Dichtung.
Hrsg. von Kurt Pinthus. Mit einem Nachwort von Florian Illies. Rowohlt Verlag, Hamburg 2019. 448 S., geb., 34,-€.
Weil wir immer noch nicht wissen, was nach der Dämmerung kommt.
Mischa Meier: „Geschichte der Völkerwanderung“.
Verlag C. H. Beck, München 2019. 1532 S., Abb., geb., 58,-€.
Für die Betroffenen eine einzige Katastrophe, für uns Nachgeborene atemraubend – die Völkerwanderungszeit in einer glänzend geschriebenen Studie.
Michael Krüger, „Mein Europa“. Gedichte aus dem Tagebuch.
Haymon Verlag, Innsbruck 2019. 256 S., geb., 24,-€.
Der große Ideenkontinent Europa mit allen Sinnen erfasst: Krügers schlichte, mit sicherem Gefühl für Rhythmus schwingende Gedichte helfen über Grabenkämpfe hinweg.
„Flexen: Flâneusen* schreiben Städte“.
Hrsg. von Özlem Özgül Dündar, Mia Göhring, Ronya Othmann, Lea Sauer. Verbrecher Verlag, Berlin 2019. 266 S., br., 18,-€.
Was bedeutet „flexen“? Hier wird man mit Gegenwart überschüttet – "ab und an zuckert es und du zuckst zurück“. (Ronya Othmann)
Klassiker
Karl Jaspers: „Leben als Grenzsituation“. Eine Biographie in Briefen.
Hrsg. von Matthias Bormuth. Wallstein Verlag, Göttingen 2019. 329 S., geb., 19,90 €.
Eine Disziplingrenzen überschreitende Biographie des fortwährenden Ringens mit Fragen der Psychiatrie, Philosophie und Politik.
Eduard von Keyserling: „Feiertagskinder“. Die späten Romane.
Hrsg.und kommentiert von Horst Lauinger. Manesse Verlag, München 2019. 720 S., geb., 28,– €.
Diese wohltuende Neuausgabe ist wunderbar geeignet für alle tief Erschöpften, die eine Pause vom anstrengenden Alltag brauchen.
Ludwig van Beethoven: Complete Piano Concertos.
Jan Lisiecki (Klavier), Academy of St Martin-in-the fields. 3 CDs. Deutsche Grammophon, ca. 35,-€.
So muss man Beethoven spielen: mit Kraft und Klarheit, genau, aber ohne Pedanterie, verletzlich, aber immer mit Feuer.
www.twitter.com.
Im Internet, vordergründig kostenlos.
Hochplateau der Fachphilosophie unserer Zeit und lesbares Urteil über die Weltgesellschaft. Alle Informationen zu „Joker“, Scorsese und Rollern. Hilft leicht den Rechten.
Lao Zi: „Dao De Jing“.
Aus dem Altchinesischen, kommentiert und hrsg. von Michael Hammes. Manesse Verlag, München 2019. 480 S., geb., 22,-€.
Die Pforte zu mannigfachen Wundern: Ein jahrtausendealtes weises Buch, übertragen und kommentiert auf der Höhe unserer Zeit.
Leonard Cohen: „Thanks for the Dance“.
1 CD. Sony, ca. 17,-€.
Neun Gedichte aus dem Nachlass als Sprechgesänge des „Godfather of Song“. Nur für ihn heben wir uns den letzten Walzer auf. Gibt es Unsterblichkeit? Leonard Cohen gibt ein letztes Mal die Antwort, aus dem Jenseits seiner Sehnsucht.
C. S. Lewis: „Durchblicke“. Texte zu Fragen über Glauben, Kultur und Literatur.
Fontis Verlag, Basel 2019. 416 S., br., 18,-€.
Erstmals in deutscher Übersetzung: Aufsätze und Briefe, in denen der christliche Schriftsteller über Glaubensfragen, Kinderbücher, Fahrradfahren und mehr nachdenkt.
Denis Diderot: „Gründe, meinem alten Hausrock nachzutrauern / Über die Frauen“. Zwei Essays.
Aus dem Französischen von Hans Magnus Enzensberger, Friedenauer Presse, Berlin 2019. 28 S., br., 14,-€.
Es gibt keinen einzigen Grund, nicht alles von Diderot zu lesen oder zu verschenken.
Rétif de la Bretonne: „Die Nächte von Paris“.
Ausgewählt, aus dem Französischen und mit einem Vorwort von Reinhard Kaiser. Galiani Verlag, Berlin 2019. 528 S., geb., 28,-€.
Besser als Twitter: Wie ein Zeitzeuge den Ausbruch der Französischen Revolution erlebte
Hélène Cixous: „Meine Homère ist tot . . .“.
Aus dem Französischen von Claudia Simma. Passagen Verlag, Wien 2019. 208 S., geb., 25,60€.
Der Tod der Mutter als Urkatastrophe, die alles infiziert, infiltriert, auch die Sprache der Tochter, die ihn aufschreibt. Sofort nach Erscheinen ein Klassiker.
Karl-Heinz Ott: „Hölderlins Geister“.
Carl Hanser Verlag, München 2019. 240 S., geb., 22,-€.
Furchtlos aber gehet der Autor über den Abgrund hinweg, nämlich über Tiefen wie Untiefen der Hölderlin-Rezeption, und gibt so einen guten Anreiz zur Lektüre eines unklassischen Klassikers.
Theodor Fontane: „Effi Briest“.
Illustriert von Jörg Hülsmann. S. Fischer Verlag, Frankfurt am Main 2019, 384 S., geb., 40,-€.
Wie sagte Marcel Reich-Ranicki? „Von unseren großen Schriftstellern ist Fontane der unterhaltsamste und von unseren unterhaltsamsten der intelligenteste.“
Prince: Originals.
1 CD. Warner Bros. Records, ca. 10,-€.
Unvergleichlich? Von wegen! Hier sind nur Lieder versammelt, die Prince für andere geschrieben hat. Doch diese Demo-Versionen zeigen, dass er selbst am besten wusste, was man mit seiner Musik macht.
The Beatles: „Abbey Road“. 50th Anniversary. Limited Edition.
Boxset, 3 LPs. Apple Records (Universal Music). Je nach Anbieter zwischen 58,99 und 129,50€.
Ein Schwanengesang aus lauter Gassenhauern – wann hat es das sonst schon mal gegeben?
Charles Baudelaire: „Der Spleen von Paris“.
Neu übersetzt vom Simon Werle. Rowohlt Verlag, Hamburg 2019. 512 S., geb., 40,- €.
Weil die Moderne immer noch nicht all ihre Reize verloren hat.
Ernst Dronke: „Berlin“.
Die Andere Bibliothek, Berlin 2019. 416 S., Abb., geb., 58,-€.
Armut, Landflucht, Willkür: Was Ernst Dronke im Berlin der späten Vormärzzeit beobachtet hat, ist bedrückend. Seine Schilderungen sind hochspannend und fordern zum Vergleich mit heute heraus.
George Eliot: „Middlemarch“. Roman.
Hrsg. und aus dem Englischen von Melanie Walz Rowohlt Verlag, Hamburg 2019. 1264 S., geb., 45,-€.
In den dreißiger Jahren des 19. Jahrhunderts fühlt eine junge Frau aus der Kleinstadt, dass sie ihr Leben zu Besserem nutzen muss.
Leonard Cohen: „Thanks for the Dance“.
1 CD. Sony, ca. 17,-€.
Unheimlich, dass Leonard Cohen drei Jahre nach seinem Tod noch einmal zum Tanz bittet, diesmal sogar mit versöhnlichen Tönen. Und rührend, dass sein Sohn Adam diese letzten Lieder seines Vaters so gut arrangiert und produziert hat.
Kindersachen
Johan Olsen: „Warum gibt es uns?“ Die Entwicklung des Lebens vom Urknall bis zu dir.
Bilder von Lara Paulussen. Aus dem Dänischen von Inge Wehrmann. Beltz&Gelberg, Weinheim 2019. 138S., geb.,16,95€.
Hier werden Kinder mit ihren großen Fragen ernst genommen.
Axel Scheffer, Julia Donaldson: „Die Schnetts und die Schmoos“.
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2019. 32S. ,Abb., geb., 13,95 €.
Das hinreißend illustrierte Bilderbuch erzählt witzig gereimt von einer verbotenen Liebe am Stern Sehrsehrfern. Wie Romeo und Julia ,nur bunter und mit HappyEnd!
Katia Tchemberdji: „Surprises“. 9 kleine Klavierstücke für Kinder.
Noten. Somni Edition, 2018. 30 S., geb., ca. 20,-€.
Kluge, herzerwärmende Miniaturen zum Selbstspielen, mit Texten und Zeichnungen. Die animierte Version gibt es auf Youtube: Kleiner Federmatz – Surprises.
Schnee.
Zur Not selbst machen, im Kühlfach. Besser als 3D-Kino.
Tomi Ungerer: „Dies und das“.
Aus dem Englischen von Margaux de Weck. Diogenes Verlag, Zürich 2019. Unpag. (34 S.), Abb., geb., 20,-€.
Vom genialen Zeichner in jeder Hinsicht phantastische Bilder, die Wörter erklären: toll für die Kinder – und für die Erwachsenen!
Meg Rosoff: „Glück für alle Felle“.
Aus dem Englischen von Brigitte Jakobeit. Illustriert von Anke Faust. Fischer KJB, Frankfurt am Main 2019. 128 S., geb., 10,-€.
Ein Hund aus dem Tierheim verliebt sich in eine gestörte Familie. Die Autorin beherrscht die Balance zwischen Komik und Trauer perfekt.
Kat Menschik: „Die Puppe im Grase“. Norwegische Märchen.
Galiani Verlag, Berlin 2019. 80 S., Abb., br., 18,-€.
Warum denn nicht Kindern Märchen gleich in Form eines kleinen Buchkunstwerks in die Hand drücken?
Sabine Ludwig: „Klassenreise mit Miss Braitwhistle“.
Mit Illustrationen von Susanne Göhlich. Dressler Verlag, Hamburg 2019. 208 S., geb., 14,-€.
Seit sie 2012 die Schule betrat, ist die wunderbare Miss Braitwhistle aus dem Weltwissen der Kinder nicht mehr wegzudenken.
Sven Nordqvist: „Spaziergang mit Hund“.
Oetinger Verlag, Hamburg 2019. 32 S., geb., 20,- €. Ab 5 J.
Sie lesen mehrgeschossig, reiten auf Raupen und verneigen sich tief: In diesem Bilderbuch ohne Worte hat ein Kind beim Gassigehen die tollsten Begegnungen.
Rébecca Dautremer: „Das Stundenbuch des Jacominus Gainsborough“.
Aus dem Französischen von Eva Moldenhauer. Insel Verlag, Berlin 2019. 56 S., geb, 20,-€.
Wo liegt der Sinn im Leben eines Kaninchens? Dieses Buch weiß es, erzählt es, zeigt es: in der Poesie.
Maria Dek: „Wenn ich einmal groß bin“. Das Zahlenbuch der großen Träume.
Aus dem Polnischen von Theresa Scholz. Knesebeck Verlag, München 2019. 48 S., geb., 13,-€.
Hier wird weniger geträumt als vielmehr gezählt, nämlich bis 25. Wie’s weitergeht, kann man dann vielleicht auch erklären.
María Isabel Sánchez Vegara: „Little People, Big Dreams: Jane Goodall“.
Aus dem Englischen von Svenja Becker mit Illustrationen von Beatrice Cerocchi. Insel Verlag, Berlin 2019. 32 S., geb., 13,95€.
Wunderbar erzählt, liebevoll illustriert: Für große Träume ist man nie zu jung.
Also doch unvergleichlich. Shaun Tan: „Zikade“.
Aus dem Englischen von Eike Schönfeld. Aladin Verlag, Stuttgart 2019. 32 S., Abb., geb., 17,-€.
Ein neues Bilderbuch von Shaun Tan ist stets ein Fest – zum Fest oder wann auch immer. Er liefert die bösartigste und zugleich liebenswerteste aller Bürogeschichten.
Alex Rühle: „Traumspringer“.
dtv junior, München 2019. 256 S., geb., 14,95€.
Ein buchstäblich traumwandlerischer Roman für alle, denen Freddy Krueger zu fies ist.
„Grimms Märchen für Heldinnen von heute und morgen“.
Ausgewählt und mit einem Essay von Felicitas Hoppe. Bebildert von Rosa Loy. Reclam Verlag, Ditzingen 2019. 190 S., geb., 20,-€.
Weil unsere Schwestern schön, mutig und stark sind, von ihrer Klugheit gar nicht zu reden.
Bette Westera, Sylvia Weve: „Was macht das Licht, wenn es dunkel wird?“
Aus dem Niederländischen von Rolf Erdorf. Susanne Rieder Verlag, München 2019. 80 S., Abb., geb., 19,90€.
Große Fragen, beantwortet in klugen Gedichten und Bildern.
Jon Fosse: „Kindheitsszenen“.
Aus dem Norwegischen von Hinrich Schmidt-Henkel. Mit Holzschnitten von Olav Christopher Jenssen. Kleinheinrich Verlag, Münster 2019. 184 S., Abb., geb., 40,-€.
Bewegende Erzählsplitter einer Kindheit in der norwegischen Provinz.
Nikolaus Heidelbach: „Alma und Oma im Museum“.
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2019. 48 S., Abb., geb., 14,95€.
„Schönen guten Morgen“, sage ich. „Gleichfalls“, sagt der Wärter. „Kann man so ein Bild auch mitnehmen?“ – „Auf keinen Fall.“
Muntermacher
Cailin O’Connor, James Weatherall: „The Misinformation Age“. How False Beliefs Spread.
Englisch. Yale University Press, New Haven/London2019. 266 S., 19,99€.
Zwei Wissenschaftsphilosophen gehen, historisch wie systematisch, den sozialen Dynamiken der Verbreitung von Falschinformation nach.
Michael Winterhoff: „Deutschland verdummt“. Wie das Bildungssystem die Zukunft unserer Kinder verbaut.
Gütersloher Verlagshaus, München 2019. 224 S., br., 20,–€.
Die Lage ist so schlimm, wie sie klingt. Wer bei dieser treffenden Bildungsanalyse nicht munter wird, dem ist auch nicht mehr zu helfen.
Facce d’amore. Jakub Józef Orlinski (Countertenor), Il pomo d’oro, Maxim Emelyanychev.
1 CD. Erato (Warner), ca. 17,-€.
Gesichter der Liebe in barocken Arien, besungen von einer Stimme, die einen ebenso aus dem Schlaf reißen wie in den Träumen weiterverfolgen kann.
Sudan Archives: „Athena“.
1 CD, Pias/Stones Throw, ca. 9,-€. Zusammen mit FKA twigs: „Magdalene“. 1 CD, Young Turks, ca. 12,-€.
Musik von Hyperintelligenzen für Schmetterlinginnen.
Margaret Atwood: „Die Zeuginnen“.
Deutsch von Monika Baark. Berlin Verlag, Berlin 2019. 571 S., geb., 25,-€.
Die spannend erzählte Fortsetzung von „Der Report der Magd“ aus dem Jahr 1985. Eine Dystopie, die unbedingt die Sinne schärft für die Welt, in der wir leben.
Helmut Dietl, Patrick Süskind: „A bissel was geht immer“. Münchner Geschichten/Monaco Franze/Kir Royal.
Penguin Verlag, München 2019. 3 Bde., zus. 720 S., Abb., geb., 36,-€.
„Mir is, als wie wenn mir was vergessen hätten" – ein Muss für alle Fans der Münchner Kult-Serien.
Olga Tokarczuk: „Die Jakobsbücher“. Roman.
Aus dem Polnischen von Lisa Palmes und Lothar Quinkenstein. Kampa Verlag, Zürich, 2019. 1184 S., geb., 42,-€.
Wie erstaunlich: Der Messias konvertiert zum Islam, dann zum katholischen Glauben, schließlich zieht er nach Offenbach.
Nora Gomringer: „Monster Morbus Moden“.
Mit Illustrationen von Reimar Limmer. Verlag Voland 6 Quist, Dresden, 2019. 176 S., Abb., mit CD, geb., 26,-€.
Die Gedichte von Nora Gomringer sind ein Ereignis, jetzt liegt ihre Trilogie als Sammelband vor, zum Lesen, Hören, Anschauen.
„Lettre international“.
Jahresabonnement, 49,-€.
Seit mehr als drei Jahrzehnten lässt diese Vierteljahresschrift ihre Leser verlässlich staunen: über Ruhe und Fokus ihrer Essays, die Tiefe ihrer Interviews und oft genug über eine Aktualität, die Entwicklungen vorauszuahnen scheint.
James Baldwin: „Nach der Flut das Feuer“.
Aus dem Englischen von Miriam Mandelkow. dtv, München 2019, 128 S., geb., 18,-€.
Nichts macht munterer als Denken. Mit James Baldwin über Rassismus und seine Zerstörungskraft für alle Beteiligten nachzudenken macht besonders wach.
Raymond Queneau: „Zazie in der Metro“. Roman.
Aus dem Französischen von Frank Heibert. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 240 S., geb., 22,-€.
Könnte natürlich auch in der Rubrik „Klassiker“ stehen.
Ursula März: „Tante Martl“. Roman.
Piper Verlag, München 2019. 192 S., geb., 20,-€.
Eine feine Geschichte über eine erstaunliche Frau, die sich behauptet. Was kann munterer machen als jemand, der beherzt seinen Weg geht?
Catherine Meurisse: „Weites Land“.
Aus dem Französischen von Ulrich Pröfrock. Carlsen Verlag, Hamburg 2019. 96 S., Abb., geb., 18,-€.
Ein Comic übers Landleben, über alternative Wohnkonzepte und vor allem über Kunst. Die Kindheitserinnerungen der französischen Zeichnerin bezaubern.
Aretha Franklin/Sydney Pollack (Regie): „Amazing Grace“.
1 DVD. 89 Min., englisch. 11,40€.
Eine Import-DVD des Dokumentarfilms, die erst von April 2020 an dann auch in Deutschland verlegt wird. Bisher war diese Kernschmelze des Gospel nur hörbar, jetzt kann man ihr auch zuschauen.
Katherine Mansfield: „Fliegen, tanzen, wirbeln, beben“. Vignetten eines Frauenlebens 1903 bis 1922.
Hrsg. von Horst Lauinger. Aus dem Englischen von Irma Wehrli. Manesse Verlag, München 2019. 384 S., geb., 22,-€.
Weil sogar Virginia Woolf neidisch auf Mansfields Brillanz war.
Nikolaus Heidelbach: „Alma und Oma im Museum“.
Verlag Beltz & Gelberg, Weinheim 2019. 48 S., Abb., geb., 14,95€.
Was macht man im Museum, und warum geht man da überhaupt hin? Nach der Lektüre von Heidelbachs funkelndem Bilderbuch sind das keine Fragen mehr.
Tom Müller: „Die jüngsten Tage“. Roman.
Rowohlt Verlag, Hamburg 2019. 240 S., geb., 22,-€.
Wende- und Abenteuerroman, mit solcher Verve, Lust, Komik und Abgründigkeit geschrieben, dass man die Augen nicht mehr schließen will vor den neuen Ost-West-Fragen einer jüngeren Generation.
Niels Frevert: „Putzlicht“.
CD/LP. Grönland (Rough Trade), 17,99€ bzw. 19,99€ (oranges Vinyl).
Schein herab auf mich: Wenn das Putzlicht angeht, beginnt der Tag. Wie der beste deutschsprachige Liedermacher einmal eine Krise hatte, die nur noch mit Musik zu überwinden war.
Etwas Extravagantes
Piers Bizony, Andrew Chaikin, Roger Launius: „Das NASA- Archiv“. 60 Jahre im All.
Englisch/deutsch. Taschen Verlag, Köln 2019. 468 S., Abb., geb., 100,-€.
Fünfzig Jahre Mondlandung: Wer kann sich schon der Faszination der Raumfahrt entziehen, zumal wenn sie so opulent bebildert ist?
Ferdinand Tönnies:. „Gemeinschaft und Gesellschaft“. 1880-1935. Gesamtausgabe Bd 2.
Hrsg. von Bettina Clausen und Dieter Haselbach. Walter de Gruyter, Berlin 2019. 952 S., geb., 269,-€.
Mehr Gemeinschaft wagen? Die editorische Akribie der Gesamtausgabe jedenfalls ist atemberaubend.
Reynaldo Hahn: Complete Songs.
Tassis Christoyannis (Bariton), Jeff Cohen (Klavier). 4 CDs, Palazzetto BruZane, ca. 30,-€.
Musik aus Prousts Welt, voller Schliff und Charme, todernst und verspielt und immer voller Liebe zur französischen, italienischen und englischen Sprache.
Noch mal durchlesen und nachdenken, bevor man auf „Senden"klickt.
Können sich zwar die wenigsten Leute leisten, aber es ist ja immer auch eine Art Investment in die Zukunft.
Jakub Józef Orlinski, Il Pomo d'Oro, Maxim Emelyanychev: „Facce d’amore“.
1 CD. Erato (Warner), ca. 17,-€.
Wen noch nie ein Countertenor verzückt hat, dem wird das hier geschehen: Die Verwirrung der Geschlechter gewinnt anmutigste Gestalt in Traum-Arien.
Beatriz Chadour-Sampson: „Rings of the 20th and 21st Centuries“. The Alice and Louis Koch Collection.
Arnoldsche Verlagsanstalt, Stuttgart 2019. 304 S., Abb., geb., 68,-€.
Eine Sammlung mit Frankfurter Wurzeln: Hunderte von beeindruckend phantasievollen Ringen internationaler Schmuckkünstler.
Sophie Calle: „Das Adressbuch“.
Aus dem Französischen von Sabine Erbrich. Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 105 S., geb., 22,-€.
Für die Insassen der digitalen Welt, also alle, denn hier wird gezeigt, was die Transparenz des Privaten schon in der analogen bedeuten kann.
César Aira: „Was habe ich gelacht“. Roman.
Aus dem Spanischen von Christian Hansen. Matthes & Seitz Verlag, Berlin 2019. 92 S., geb., 18,-€.
Das schillert und leuchtet, ist dicht gewebt und zugleich flüchtig. Der argentinische Autor mit dem Quecksilberblick – einmalig.
Sabine Scho: „heut geht’s mal nicht um dich“.
T-Poem, Kurzgedicht auf T-Shirt. Lisa D. Online-Shop, 29,-€.
Natürlich kann man sich Oberteile anziehen, auf denen Markennamen stehen oder Städtenamen oder Schlagwörter. Bei Lisa D. gibt es solche Aufdrucke auch in schlau.
Jacques Tati: „The Complete Works“.
Hrsg. von Alison Castle. Taschen Verlag, Köln 2019. 5 Bd., zus. 1136 S., Abb., geb., 185,-€.
Gegen die Zentralperspektive: Kein Filmemacher hat den Rändern des Geschehens mehr Aufmerksamkeit geschenkt als Tati. Das macht sein Werk unergründlich komisch.
René Crevel: „Umwege“.
Aus dem Französischen von Maximilian Gilleßen und Philippe Roepstorff-Robiano. Zero Sharp, Berlin 2019. 175 S., br., 20,-€.
Das Buch eines Autors, der unter den Surrealisten Randfigur blieb, erstmals und exzellent auf Deutsch – in extravaganter Typographie.
Juergen Teller: „Handbags“.
Englisch. Steidl Verlag, Göttingen 2019. 608 S., 600 Abb., geb., 95,-€.
Extravagantere Handtaschen, die origineller in Szene gesetzt sind, findet man ganz sicher nirgendwo.
Barbara Wilk-Mincu: „Heinrich von Kleist in der bildenden Kunst 1801-2000".
Catalogue raisonnné. Günther Emigs Literatur-Betrieb, Niederstetten 2019. 3 Bde., zus. 1818 S., geb., 322,90€.
Eine Beschreibung aller Bilder, die Kleist zeigen, rechtebedingt ohne Fotos, aber was für ein Lebenswerk!
Gene Clark: „No Other“. Limited Deluxe Boxset
(LPs, Singles, CDs, SACDs, Film/Bluray sowie Booklet). 4 AD/Beggars Group (Indigo). Am günstigsten im Store von 4ad.com, 182,-€.
Das kranke Meisterwerk des Ex-Byrd: Was er auf diesem Album nicht weiß, muss man nicht wissen.
Rétif de la Bretonne: „Die Nächte von Paris“.
Aus dem Französischen von Reinhard Kaiser. Galiani Verlag, Berlin 2919. 528 S., geb., 28,-€.
Weil es nichts gibt, was Neugier und Beobachtungsgabe nicht zutage fördern können.
Andreas Marks: „Der japanische Holzschnitt in 200 Meisterwerken“.
Taschen Verlag, Köln 2019. 622 S., Abb., geb., 150,-€.
Zweihundert Drucke aus gut 250 Jahren: Der üppige Band zeigt ausgiebig die Meister und eine Fülle von sonst übersehenen.
Shelagh Delaney: „A Taste of Honey“. Erzählungen und Stücke.
Hrsg. und aus dem Englischen von Tobias Schwartz. Aviva Verlag, Berlin 2019. 400 S., geb., 22,-€.
Vielverehrtes Stück. Die Beatles spielten es als Lied auf ihrer ersten Platte ein, und Morrissey erklärte, dass er wegen Delaney schreibe.
Karl Heinz Bohrer: „Mit Dolchen sprechen“. Der literarische HassEffekt.
Suhrkamp Verlag, Berlin 2019. 494 S., geb., 28,-€.
Ziemlich hart, Hass als literarische Triebfeder zu erkennen, wenn man ihn sonst lieber reduziert sähe – aber leider triftig. Keine Lektüre für Weih-, sondern für Rauhnächte.
Quelle: F.A.Z.
Veröffentlicht: 11.12.2019 08:15 Uhr
