
Gendergrabpflege : Funkenfluch
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Bislang noch Männersache: Angehörige des Kölner Karnevalstraditionskorps Rote Funken Bild: Imago
Mitten in der Session denken die Kölner Karnevalskorps an den Tod: Auf dem Friedhof Melaten richten sie ihre eigenen Grabstätten ein, zunächst traditionsbedingt nur für Männer. Doch ein Ende ist auch dabei absehbar.
Am Aschermittwoch ist alles vorbei, lautet eine von Jupp Schmitz gesungene Karnevalsklage, aber da am elften Elften ja alles wieder von vorne losgeht, darf der Fastelovend als unsterblich gelten. Und so feiert das älteste Kölner Karnevalskorps, die Roten Funken, in diesem Jahr zweihundertsten Geburtstag – Ende nicht absehbar. Trotzdem haben die Funken vor sieben Jahren eine Grabstätte auf dem Traditionsfriedhof Melaten erworben, auf der sich individualsterbliche Mitglieder bestatten lassen können (Jupp Schmitz liegt nur ein paar Gänge weiter). Mehr als ein Dutzend sind schon da, sämtlich Männer, wie im Kölner Karneval üblich, der ja selbst seine Jungfrau mit einem Mann besetzt.
Doch derzeit wird über ein weibliches Dreigestirn debattiert: Prinzessin, Bäuerin und eben Jungfrau. Auch so kann Traditionspflege aussehen. Die Funken verlangen ihren teuren Toten noch die Trennung von ihren Familien ab; das Gerücht, es gebe für Funkenfrauen eine nahegelegene Nebengrabstelle, konnte bei einem Besuch in dieser Woche empirisch nicht bestätigt werden. Funkenfluch. Zudem hat die EhrenGarde, ein weiteres der neun Kölner Traditionskorps, frecherweise in der letzten Woche schräg gegenüber der Funken-Grablege eine eigene aufgemacht, in der bald munter bestattet werden dürfte. Leider monogeschlechtlich: Frauen nimmt die EhrenGarde nimmt nur als „Inaktive“ auf, während die Grabstätte paradoxerweise für die Aktiven reserviert ist.
Da haben es die Funken besser, denn bei ihnen ist satzungsgemäß der Oberbürgermeister Mitglied. Der ist derzeit eine Frau, Henriette Reker somit erste Funkin der Geschichte. Mit Bestattungsrecht. Et hätt noch immer jot jejange.