
Öffentlich-rechtliche Sender : Die ARD rockt
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Wirkt ausgleichend: Der WDR-Intendant und ARD-Vorsitzende Tom Buhrow. Bild: dpa
Die ARD sorgt für gute Nachrichten in eigener Sache. Sie zerstreitet sich nicht, regelt ihre Finanzen und verbessert ihr Programm. Was ist denn da los?
Man soll einen ARD-Vorsitzenden nicht vor dem Ende seiner – zweijährigen – Amtszeit loben, denn wer weiß, was da noch kommt.
Dem WDR-Intendanten Tom Buhrow jedoch, der am 1. Januar den Vorsitz des Senderverbunds von seinem Kollegen Ulrich Wilhelm vom Bayerischen Rundfunk übernommen hat, ist schon einiges gelungen.
Anders als der Tenor der journalistischen Twitterblase behauptet, hat er die „Omagate“-Aufwallung, die zum Jahreswechsel wegen des „Umweltsau“-Liedes des WDR-Kinderchors aufkam, gut überstanden. Seine Entschuldigung für das Video war kein Einknicken vor Rechtsverdrehten, sondern das Eintreten für einen öffentlich-rechtlichen Rundfunk, der alle erreichen will und allen gehört, weil er ja auch von allen bezahlt wird.
Und jetzt hat Buhrow – haben die Intendantinnen und Intendanten der ARD – zwei Punkte abgehakt, die zeigen, dass sie auf ihr Publikum achten und internen Streit beilegen können, wie man es sich in einem föderalen System wünscht.
Die Nachrichtensendung „Tagesthemen“ soll verlängert werden – jeweils um fünf Minuten, freitags von fünfzehn auf dreißig Minuten. Und sie soll mehr regionale Themen aufbieten. Das ist ein Monitum, das von vielen Seiten an die ARD herangetragen worden war. Dank ihrer starken Verankerung in den Ländern sollte es den Sendern leichtfallen, zu zeigen, was von Ost bis West und Nord bis Süd in der Bundesrepublik los ist – auch jenseits der Tagesnachrichten.
Versöhnlich regeln will die ARD zudem ihren internen Finanzausgleich, mit dem die größeren Sender, wie BR, NDR, SWR und WDR, die kleineren, wie Radio Bremen und den Saarländischen Rundfunk, unterstützen. Im Zeitraum von 2017 bis 2020 habe der Finanzausgleich bei 93,3 Millionen Euro gelegen. Die „Finanzausgleichsmasse“ soll nun von zurzeit 1,6 Prozent des Nettobeitragsaufkommens von 2021 an auf 1,7 Prozent und von 2023 an auf 1,8 Prozent erhöht werden. Dadurch erhielten Radio Bremen und der SR, so rechnet die ARD vor, auf vier Jahre gesehen 34,5 Millionen Euro mehr aus den Beitragseinnahmen.
Das will die ARD der Rundfunkkommission der Länder vorschlagen. So zeigt sie der Politik, die seit langem bemängelt, der öffentlich-rechtliche Rundfunk zeige sich reformunfähig, dass sie ihre Hausaufgaben in einem wichtigen Fach erledigt hat. Die Sender einigen sich auf ihre interne Umverteilung nämlich, bevor feststeht, wie hoch der Rundfunkbeitrag vom 1. Januar 2021 an ist. Die Finanzkommission Kef stellt ihren Vorschlag erst in einer Woche, am 20. Februar, offiziell vor.
Nach jetzigem Kenntnisstand lautet er darauf, dass der monatliche Beitrag von zurzeit 17,50 Euro auf 18,36 Euro steigen soll. Damit bekämen ARD, ZDF und Deutschlandradio in den Jahren 2021 bis 2024 insgesamt 1,8 Milliarden Euro mehr als jetzt, da die Einnahmen bei genau acht Milliarden Euro pro Jahr liegen (von denen man 151 Millionen Euro abziehen muss, die an die für die Aufsicht der Privatsender zuständigen Landesmedienanstalten gehen). Den internen Streit, wie die Milliarden untereinander zu verteilen seien, hat die ARD gelöst, bevor er begonnen hat. Geht doch.

verantwortlicher Redakteur für Feuilleton Online und „Medien“.
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