Zeigen, was sein könnte
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Mit dem Aedes Architekturforum hat sie von ihrer Heimatstadt Berlin aus die internationalen Architekturdebatten maßgeblich beeinflusst. Am heutigen Freitag wird Kristin Feireiss 80 Jahre alt.
Es gehört Mut dazu, mit Ende dreißig noch einmal komplett neu anzufangen – zumal wenn das, was man vorhat, nicht allen gleich einleuchtet. Als die 1942 in Berlin geborene Journalistin Kristin Feireiss 1980 in ihrer Heimatstadt das Aedes Architekturforum gründete, war das die erste private Architekturgalerie Europas. Eine Architekturgalerie? Es dauerte nicht lange, bis alle verstanden, was die Stadt und die Profession da für einen Ort geschenkt bekommen hatten: Feireiss präsentierte nicht bloß Architekturzeichnungen als Kunst. Sie machte Ausstellungen zu den brennenden Themen des Bauens und Wohnens, veranstaltete Kongresse und publizierte die heute legendären quadratischen kleinen Ausstellungskataloge; Aedes wurde zu einem Zentrum des internationalen Architekturdiskurses, zu einem legendären Ort der Diskussionen, Feste und Entdeckungen; hier wurde über die Postmoderne und das neue Berlin gestritten. Viele Architekten wie Frank Gehry, Zaha Hadid oder Rem Koolhaas hatten hier ihre ersten Ausstellungen, lange bevor sie berühmt wurden.
Von 1996 bis 2001 leitete sie das Niederländische Architekturinstitut und kuratierte auch dort wegweisende Ausstellungen etwa zur afrikanischen Architektur. Ein Ort wie Aedes – der seit 2009, zusammen mit Hans-Jürgen Commerell betrieben, als Aedes Metropolitan Laboratory im Osten Berlins residiert – hängt vor allem an der Persönlichkeit, die ihn betreibt: Es sind, neben ihrem profunden Wissen und ihrer Fähigkeit, die Bedeutung von Themen wie dem nachhaltigen Bauen schon vor vielen anderen erkannt zu haben, vor allem auch die mitreißende Art von Kristin Feireiss, ihre Neugierde und Begeisterungsfähigkeit, die sie zu einer der großen, in Jurys und auf Podien einflussreichen Figuren der internationalen Architekturszene gemacht haben. Dass der ermutigende Umgang mit Menschen, der am Ende auch eine Qualität guter Architektur ist, der nach dem Unfalltod ihrer Eltern verwaisten Feireiss nicht in die Wiege gelegt war, beschreibt sie in ihrer Autobiographie, in der sie ihre von Leistungsdruck geprägte Jugend in der Familie ihres Onkels Josef Neckermann beschreibt.
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