
AfD und der Pro-Sieben-Film : Schleicher
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Ende Februar 2019: Alexander Gauland, Fraktionsvorsitzender der AfD im Bundestag, und Christian Lüth, damals Pressesprecher. Bild: dpa
Der ehemalige Sprecher der AfD, Christian Lüth, verbreitet Menschenhass. Pro Sieben dokumentiert seine Worte. Lüth muss gehen. Doch damit ist die Sache noch längst nicht vorbei.
„We love to entertain you“ lautet der Werbespruch von Pro Sieben. Für den Montagabend galt er nicht. Denn da ging es in dem Film „Rechts. Deutsch. Radikal“ von Thilo Mischke um die extreme Rechte in diesem Land.
Darüber war insbesondere die AfD not amused. Denn in der Dokumentation war zu hören, wie der ehemalige Pressesprecher der Partei und der AfD-Bundestagsfraktion Christian Lüth davon sprach, man solle noch mehr Migranten ins Land lassen. Deutschland müsse es schlechter gehen, damit die AfD besser dastehe. Man könne die Migranten dann ja immer noch „erschießen“ oder „vergasen“.
Angesichts solch unverhohlenen Menschenhasses zog die „Alternative für Deutschland“ die Notbremse und entließ Lüth am Montag fristlos. Als Fraktionssprecher war er seit Ende April bereits freigestellt.
Dass er seit drei Jahren nicht mehr für die Partei tätig gewesen sei und deshalb im Februar dieses Jahres, als die Einlassungen Lüths am Abend der Bürgerschaftswahl in Hamburg aufgezeichnet wurden, nicht für die Partei sprechen konnte, wie die AfD mitteilte, ist eine billige Ausrede. Den Befund, dass diese Partei von Rechtsextremen durchsetzt ist, entkräftet sie nicht. Das führte Pro Sieben deutlich vor Augen.
Auf den Social-Media-Kanälen des Senders ist seit der Ankündigung der Sendung, die zwei Stunden dauerte und nicht von Werbung unterbrochen wurde, der Teufel los. Es gibt Zustimmung, Unterstellungen und dumpfe Polemik gegen den wie andere Medien angeblich „gleichgeschalteten“ Sender, der solcherlei Angriffe souverän zurückweist.
So etwa die Einlassung des AfD-Bundestagsabgeordneten Stephan Protschka, der entgegen aller Tatsachen meinte, Pro Sieben habe am Montag wenig Zuschauer gehabt. 1,69 Millionen Zuseher sind nicht wenig, der Marktanteil von 14,6 Prozent bei den Jüngeren ist es auch nicht.
Geradezu putzig war die Wortmeldung des AfD-Kandidaten für die Oberbürgermeisterwahl in Stuttgart, Malte Kaufmann. „Unfassbar, dass sich so jemand in unsere bürgerl., freiheitl. Partei als Mitarbeiter hineinschleichen konnte“, twitterte er. Dass sich jemand, der sieben Jahre lang für die Partei wirkte, in führender Position, wohl kaum eingeschlichen habe, lautete daraufhin der sachdienliche Hinweis von Pro Sieben. An dem Coup von Thilo Mischke hat die AfD zu kauen. Und nicht nur sie.