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Denkmal in Berlin : Alle Toten verdienen denselben Respekt

  • -Aktualisiert am

Viele Denkmäler gibt es zum Zweiten Weltkrieg nicht, eines davon ist das Sowjetische Ehrenmal im Treptower Park. Doch das jeweilige nationale Gedenken soll einem einheitlichem Mahnmal weichen, findet Martin Aust, Professor für Osteuropäische Geschichte an der Universität Bonn. Bild: dpa

Endlich soll in Berlin aller Opfer des Vernichtungskriegs der Wehrmacht im Osten Europas sichtbar gedacht werden. Doch eins ist bisher ungeklärt: Soll jede Nation ein eigenes Denkmal erhalten? Ein Gastbeitrag.

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          Im Koalitionsvertrag von CDU/CSU und SPD aus dem März 2018 heißt es: „Bisher weniger beachtete Opfergruppen des Nationalsozialismus wollen wir anerkennen und ihre Geschichte aufarbeiten. Wir stärken in der Hauptstadt das Gedenken an die Opfer des deutschen Vernichtungskrieges im Osten im Dialog mit den osteuropäischen Nachbarn.“ Diese Absichtserklärung trägt einer Leerstelle in der Topographie des Gedenkens in der Mitte Berlins Rechnung. Nachdem 2005 das Denkmal für die ermordeten Juden Europas vollendet worden war, sind weitere Denkmäler zum Gedenken an Opfer nationalsozialistischer Vernichtung entstanden: das Denkmal für die verfolgten Homosexuellen, das Denkmal für die ermordeten Sinti und Roma sowie der Gedenk- und Informationsort für die Opfer der „Euthanasie“-Morde. Es fehlt die sichtbare Erinnerung an die osteuropäischen Opfer des deutschen Vernichtungskriegs. Polen hatte sechs Millionen Tote zu beklagen, die Sowjetunion circa 27 Millionen.

          Hinter der Formulierung aus dem Koalitionsvertrag verbergen sich schwerwiegende Erinnerungskontroversen. Aktuell liegen drei Vorschläge vor. 2013 hat Peter Jahn, bis 2006 Direktor des Deutsch-Russischen Museums Berlin-Karlshorst, die Initiative Gedenkort für die Opfer der NS-Lebensraumpolitik ins Leben gerufen. Sie will die Berliner Gedenktopographie um einen Ort zu erweitern, an dem der Opfer deutscher Lebensraum- und Vernichtungspolitik in Polen und in der Sowjetunion gedacht werden soll. 2017 schlug Florian Mausbach, ehemals Präsident des Bundesamtes für Bauwesen und Raumordnung, vor, auf dem Askanischen Platz ein Denkmal für die ermordeten Polen zu errichten.

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