Skulptur „Body of Knowledge“ von Jaume Plansa: Sie steht für die Vernetzung der Wissenschaften. Bild: Francois Klein
Wir alle sind angreifbar
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Die Wissenschaft kann die Corona-Krise weder lösen noch letztgültige Antworten geben. Ihre Aufgabe ist es, Wirkungsmechanismen zu verdeutlichen und zugleich Zweifel zu erzeugen. Das ist ihr Wesenskern. Ein Gastbeitrag.
Wolfgang Streeck ist für seinen frischen und offenen Beitrag in dieser Zeitung vom 11. Januar 2021 zum Miteinander von Wissenschaft, Gesellschaft und Politik in der Pandemie zu danken. Jürgen Renn hat in seiner Erwiderung vom 18. Januar recht: Der Beitrag ist „brillant formuliert und polemisch überspitzt“. Wissenschaft sollte beides nicht scheuen, wenn es weiterführt. Denn wir ringen um Erkenntnis, die meist nur unser Nichtwissen auf Zeit zu überbrücken vermag. Und wir sind unvermeidlich gefangen in den Sichtweisen unseres Faches und in den Präferenzen unseres Interesses. Streeck hat seinen Text aus einem Unbehagen heraus geschrieben, das der Wahrnehmung einer beachtlichen Diskursbegrenzung in der Pandemieabwehr durch eine politisch definierte Handlungsverengung entspringt.
Im interdisziplinär zusammengesetzten Expertenrat Corona der nordrhein-westfälischen Landesregierung hat genau dies uns veranlasst, für eine Öffnung der Debatte zu werben und dafür ein „Verständnis künftiger Normalität“ zu entwickeln, wie wir „öffentlich und privat mit diesem Virus leben können“. Die Politik scheut diese Klarheit, weil sie mit einer dann naheliegenden differenzierten Strategie Gefahr läuft, der Diskriminierung geziehen zu werden und die Schuld auf sich zu ziehen, sollte es nicht besser werden. Die „flächendeckende Methode der Seuchenbekämpfung“ bewahrt – so Streeck – die Politik vor diesem Risiko. Jürgen Renn formuliert dies mit Bezug auf das klimaaktivistische Bild „the house is on fire“ so, dass es dann „keine differenziert verteilten Gießkannen“ brauche.
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