Selbst Zahlen sind politisch
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Zu viele Zahlen und Formeln: Die Studierenden des Netzwerks Plurale Ökonomik kritisieren die Mathematiklastigkeit der VWL. Bild: mauritius images
Damit war leider zu rechnen: An britischen Hochschulen geht es im Namen der Wokeness-Bewegung nun auch der Mathematik an den Kragen.
In den USA ist die Entkolonialisierung der von der „Woke“-Brigade als eurozentrisch, rassistisch und suprematistisch etikettierten Mathematik schon länger ein Streitthema. An dortigen Schulen gewinnen pädagogische Reformen an Boden, die das Niveau im Mathematikunterricht im Namen der Gleichheit senken, weil Schüler mit Migrationshintergrund sich mit Algebra und Geometrie schwerer täten. Zudem vermittelten Begriffe wie der pythagoreische Lehrsatz und Pi den Eindruck, die Mathematik sei weitgehend von Europäern entwickelt worden.
Dabei ist Mathematik, wie John Armstrong, Dozent am Londoner King’s College, jüngst im „Spectator“ erläuterte, eine „erstaunlich internationale Beschäftigung“: die Zahlen, die wir verwenden, wurden von chinesischen Mathematikern inspiriert, in Indien niedergeschrieben, von persischen und arabischen Mathematikern popularisiert und durch die maurische Besetzung Südspaniens in Europa eingeführt. „Zugegeben, dass die maurische Besetzung eine Form des Kolonialismus war“, stichelte Armstrong, „aber scheinbar nicht die Form des Kolonialismus, an der wir interessiert sein sollten.“
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