Wie Macron die Umwelt rettet und der Staat lügt
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Schwarzer Rauch steht über Rouen, wo Feuer in einer Chemiefabrik ausgebrochen ist. Bild: AP
Seit in Rouen eine Chemiefabrik brannte, deren Dach aus Asbest bestand, zeigt die französische Regierung, wie wenig das Volk ihr trauen kann.
„Seit die Engländer Jeanne d’Arc auf dem Scheiterhaufen verbrannten, waren die Rauchwolken im Himmel über Rouen nie mehr so schwarz“, las man unlängst in einem Leitartikel einer französischen Zeitung anlässlich des Unfalls der Chemiefabrik in Rouen. Über Brechreiz, Schwindelanfälle, Kopfweh klagten die Bewohner. Die Schulen blieben geschlossen. Vor Ort erklärte die Gesundheitsministerin: Kein Grund zu Beunruhigung. Der Polizeipräfekt veranstaltete eine surrealistische Medienkonferenz. Es bestehe keine Gefahr aus der Luft, aber man werde die Liste der fünfhundert Tonnen Chemikalien, die in Flammen aufgingen, ausnahmsweise veröffentlichen (sie erwies sich als unvollständig). Zweitausend Bauern müssen nun ihre Ernte vernichten. Es kamen der Innen- und der Premierminister Edouard Philippe nach Rouen, der in der Atomwirtschaft Karriere gemacht hatte und „absolute Transparenz“ versprach. Feuerwehrleuten, die tagelang im Einsatz waren, werden die Resultate der Blutanalysen verschwiegen.

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Der französische Staat ist wie der Papst: unfehlbar. Nach Tschernobyl hatten die radioaktiven Wolken an seinen Grenzen bekanntlich Halt gemacht. Das Waldsterben war von den Intellektuellen einst als „ideologische Lüge“ der deutschen Grünen bezeichnet worden. Schließlich hatten, wie der Historiker Emmanuel Le Roy Ladurie in seiner „Geschichte des Klimas“ darstellte, die Rosen auch schon mal im Winter geblüht. Dass es mit dem Klimawandel vielleicht doch etwas auf sich haben könnte, dämmerte Frankreich um die Jahrtausendwende, als der Jahrhundertsturm „Lothar“ die Bäume im Schlosspark von Versailles umlegte und der Hitzesommer auf dem Mont Blanc den ewigen Schnee zum Schmelzen brachte und es fünfzehntausend Hitzetote innerhalb von zwei Wochen gab.
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