Die Orgie der Zerstörung
- -Aktualisiert am
Kaum ein Ökosystem beherbergt so viele Arten wie ein Riff. Die Aussichten für das Great Barrier Reef in Australien hat die Unesco auf „sehr schlecht“ herabgestuft. Bild: Mauritius
António Guterres spricht zur Eröffnung der Weltnaturschutzkonferenz in Kriegsmetaphern. Es ist auch zum Verzweifeln: Die Biodiversitätskrise wird immer noch nicht so ernst genommen, wie sie ist.
Auf António Guterres war Verlass. Die Rede, die der UN-Generalsekretär am Dienstagabend zur Eröffnung der Weltnaturschutzkonferenz in Montreal hielt, war gewohnt wortmächtig, er wählte Kriegsmetaphorik: „Unser endloser Appetit auf ungehindertes und ungleiches ökonomisches Wachstum hat die Menschheit zu einer Waffe der Zerstörung gemacht“, sagte er und: Nun gebe es die Chance, die „Orgie der Zerstörung“ zu beenden.
Als Guterres vor ein paar Wochen beim Klimagipfel in Ägypten rhetorisch ebenso hochgerüstet den „Highway zur Klimahölle“ beschrieb, auf dem die Menschheit sich befände, saßen Regierungschefs vor ihm. Nun waren es Abgesandte der 196 Vertragsstaaten der UN-Biodiversitätskonvention. Jeder der Redner – Kanadas Premierminister Justin Trudeau, Chinas Umweltminister Huang Runqiu, die Bürgermeisterin von Montreal – wiederholte in anderen Worten eine ohnehin schon anthropozentrisch formulierte Diagnose, deren Dringlichkeit in scharfem Gegensatz zur Abwesenheit der Staatschefs stand: Alles, was die Menschen zum Leben brauchen – Luft, Wasser, Nahrung –, wird von der Natur bereitgestellt; all das steht auf dem Spiel. Das wichtigste Treffen zur Rettung der biologischen Vielfalt, das es je gab, hatte noch nicht begonnen, und schon war wieder klar, wie sehr die Biodiversitätskrise im Schatten der von ihr nicht zu trennenden Klimakrise steht.
Zugang zu allen exklusiven F+Artikeln
2,95 € / Woche
- Alle wichtigen Hintergründe zu den aktuellen Entwicklungen
- Mehr als 1.000 F+Artikel mtl.
- Mit einem Klick online kündbar
Login für Digital-Abonnenten
Sie haben Zugriff mit Ihrem F+ oder F.A.Z. Digital-Abo