https://www.faz.net/aktuell/feuilleton/debatten/welche-ideologie-unter-den-umsturzplaenen-der-reichsbuerger-steckt-18522120.html

Ideologie der Reichsbürger : Absolutismus für alle

  • -Aktualisiert am

Einsatzkräfte der Polizei untersuchen das Jagdschloss Waidmannsheil im Thüringischen Saaldorf, 7. Dezember 2022 Bild: dpa

Die Razzien dieser Woche zeigten: Die Reichsbürgertruppe träumte schon vom Schattenkabinett nach dem Umsturz. Die Verschwörer stammen aus der oberen Mittel- und Oberklasse. Was vereint sie ideologisch? Ein Gastbeitrag.

          2 Min.

          Es war ein Umsturzplan der Notablen: Richter, Juristen, Offiziere, Polizisten, Ärzte und ein adliger Immobilienunternehmer als Anführer. Als künftiges Staatsoberhaupt hatte dieser, Heinrich XIII. Prinz Reuß, bereits Kontakte zur russischen Botschaft aufgenommen, um über die Souveränität des neu geschaffenen deutschen Staats nach dem von ihm angeführten Putsch zu sprechen.

          Die Reichsbürgerideologie fungiert als ideologische Klammer für diese bunte Truppe aus der radikalisierten gehobenen Mittel- und Oberklasse, die in einer Art Schattenkabinett unter sich bereits die Ressorts aufgeteilt hatte.

          Einige von ihnen waren im Umfeld der Querdenker aktiv, zur Kerngruppe gehörte aber auch die ehemalige Bundestagsabgeordnete und Richterin Birgit Malsack-Winkemann, die in den Medien regelmäßig dem gemäßigten Flügel der AfD zugerechnet wurde. Reuß machte wohl der Schmerz über seinen „Phantombesitz“ (Eva von Redecker) zum Reichsbürger. Sein unbändiger Wunsch, verlorenen alten Familienbesitz zu restituieren, erfüllte sich nicht. Er konnte den Phantomschmerz nicht verwinden und wandte sich antisemitischen Verschwörungstheorien zu.

          Zugang zu allen F+ Artikeln 2,95 € / Woche
          Jetzt 30 Tage kostenfrei testen
          2,95 € / Woche
          Jetzt kostenfrei Zugang abonnieren?
          Mit einem Klick online kündbar
          Weiter Ja, 30 Tage kostenfrei testen
          Diese und viele weitere Artikel lesen Sie mit F+
          „Diese Männer haben zuerst an ihr Land gedacht in einer Zeit, in der ihr Land nicht an sie gedacht hat“: amerikanische Soldaten, von den Deutschen im Dezember 1944 in Belgien gefangen genommen.

          SS-Massaker an Schwarzen : Das Schicksal der „Wereth 11“

          Im Zweiten Weltkrieg ermordete die SS elf schwarze US-Soldaten in einem belgischen Dorf. Lange interessierte sich niemand für die „Wereth 11“, nicht einmal die eigene Armee. Erst eine mutige Familie brachte die Wende.