Sprungbereite Geistesgegenwart
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Mit Vorsicht genossen, ist Twitter ein Schwungrad unserer Debattenkultur. Bild: AP
Es bringt nichts, Debattenformate wie Twitter zu pathologisieren. Auch die Blasen, die dort entstehen, gehören zum Leben. Vom Spiel mit der permanenten Erregungsbereitschaft.
„Zu früh gefreut“, twitterte Jens Spahn am Freitag, als die „Welt“ mitteilte, nach prominenten Politikern wie Robert Habeck und Kevin Kühnert habe sich nun auch Spahn von Twitter verabschiedet. Er habe Twitter lediglich wieder einmal von seinem Handy gelöscht, der Account werde aber vom Team weitergeführt, so der frühere Gesundheitsminister.
Und in seinem soeben erschienenen Pandemie-Buch „Wir werden einander viel verzeihen müssen“ erzählt Spahn, wie er in einer polarisierten Öffentlichkeit als „Kindermörder“ (wegen der schulischen Maskenpflicht) verunglimpft wurde und es auf Twitter während seiner Amtszeit regelmäßig mit mehreren Shitstorms gleichzeitig zu tun gehabt habe: „Wenn man sich von den verkürzten, emotionalen Debatten auf Twitter absorbieren lässt, schadet das auch der eigenen Urteilskraft. Zumal ich über die Zeit die Erfahrung gemacht habe, dass das, was bei Twitter scheinbar ein Riesenaufreger ist, außerhalb dieser Blase, im ,echten Leben‘, kaum jemanden erreicht oder beschäftigt. Und in der Sache selbst ist es häufig keinesfalls entscheidend.“
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