Warum die Zahlen zur Kriminalität mit Vorsicht zu genießen sind
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Deutschland sei „sicherer geworden“, hieß es bei der Vorstellung der Polizeilichen Kriminalitätsstatistik im Mai. Bild: dpa
Donald Trump sagt, Zuwanderer seien für mehr Kriminalität in Deutschland verantwortlich, die Politik vertusche das. Angela Merkel widerspricht. Wer sagt die Wahrheit?
Donald Trump ist für „Fake News“ berühmt. Glaubt man den Faktencheckern der „Washington Post“, hat er den mit Abstand höchsten Fehlerquotienten aller Politiker in den Vereinigten Staaten. Dreiviertel seiner Äußerungen, die er vor allem über Twitter absetzt, seien fehlerhaft. In amerikanischen Medien wird der Präsident inzwischen als Lügner bezeichnet. Das Ausmaß seiner Mitteilungsfreude beeinträchtigt das selbstverständlich nicht. Und es überrascht auch nicht, dass er, um seine rigide Flüchtlingspolitik zu begründen, auf Deutschland losgeht. Die Politiker hierzulande, sagt Trump, hielten mit den wahren Zahlen zur Kriminalität hinter dem Berg. Durch Zuwanderung habe die Kriminalität in Deutschland „um zehn Prozent“ zugenommen. Über diese Verbrechen wollten die Behörden nicht informieren.
Die Bundeskanzlerin reagierte umgehend. Die gerade erst präsentierte Kriminalitätsstatistik weise „leicht positive Entwicklungen“ auf, sagte Angela Merkel. Die Zahlen sprächen für sich. Tun sie das? Mit Blick auf schwere Straftaten, und erst recht, wenn es um Gewalt gegen Frauen geht, spricht die Statistik in einer Weise, welche die Bundeskanzlerin kaum mit „leicht positiv“ charakterisieren kann. Diese Straftaten haben in den vergangenen Jahren deutlich zugenommen. Frauen sind im öffentlichen Raum heute weit gefährdeter als noch vor wenigen Jahren, Gewalt gegen Frauen ist Alltag, und dabei geht es nicht um ein „Gefühl“ von Unsicherheit, sondern um Fakten. Das lässt sich an den inzwischen täglichen Meldungen von Übergriffen und Vergewaltigungen ablesen und – an der Statistik.
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