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Finnische Truppen in Schneeuniformen an der Frontlinie im sogenannten Winterkrieg im November 1939. Bild: Picture Alliance
Aus dem finnischen Winterkrieg gegen die Sowjetunion 1939/40 könnte die Ukraine Schlüsse ziehen – einen politischen Pragmatismus vorausgesetzt, der für den Augenblick verschüttet scheint. Ein Gastbeitrag.
Das historische Beispiel Finnlands begleitet die Ukraine ihre gesamte eigenstaatliche Existenz hindurch, wenn auch ab und an wie ein Alb. Abseits der offensichtlichen Grenzen einer zum Gemeinplatz gewordenen historischen Analogiebildung hält das finnische Exempel mehr bereit als das, was häufig mit pejorativem Unterton unter „Finnlandisierung“ subsumiert wird. Oberflächlich betrachtet sind die Parallelen frappierend: Ein junges, aus einem zusammenbrechenden Imperium hervorgegangenes Land macht sich trotz weitgehender Isolierung daran, seine Existenz gegen einen übermächtig wirkenden (neo-)imperialistischen Aggressor mit Zähnen und Klauen zu verteidigen – und gewinnt nicht nur Sympathie und praktische Solidarität von Teilen der Weltöffentlichkeit, sondern findet auch im Inneren zu sich selbst.
Die Republik Finnland sah sich im November 1939 nach gescheiterten diplomatischen Bemühungen einem nur schwach camouflierten sowjetischen Angriffskrieg ausgesetzt, den es bis in den März 1940 auf sich allein gestellt ausfechten musste. Der geschichtsmächtige, für die finnische Nation konstitutive Mythos vom „Winterkrieg“ war geboren.
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