Warum uns körperliche Nähe fehlt
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Die Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme. Bild: Thor Balkhed, Universität Linköping
Welche psychosozialen Folgen wird die Distanznahme für jeden Einzelnen und die Gesellschaft haben? Ein Gespräch mit der Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme über die Bedeutung von Nähe – vor allem in Zeiten von Corona.
Unter den fünf Sinnen war der Tastsinn lange Zeit der am wenigsten erforschte. Das hat sich gründlich geändert. „Berührung boomt“, behauptete Deutschlandfunk Kultur im vergangenen Jahr sogar angesichts verschiedener Bücher zum Thema. Eines davon, „Human Touch. Warum körperliche Nähe so wichtig ist“ (C.H. Beck), hat die Neurowissenschaftlerin Rebecca Böhme geschrieben. Sie ist Assistenzprofessorin am Zentrum für soziale und affektive Neurowissenschaft im schwedischen Linköping.
Ist für das, was wir derzeit alle tun sollen, der Begriff „social distancing“ überhaupt angemessen?
Es gab ja schon früh die Diskussion, ob man nicht besser von „physical distancing“ sprechen sollte, dass wir also versuchen, uns nicht sozial voneinander zu entfernen, sondern nur räumlich. Aber das führt erst zu der großen Problematik, dass, wenn wir nur durch Videotelefonie, Chatnachrichten und normales Telefonieren miteinander kommunizieren, viel von dem verlorengeht, was soziale Interaktion ausmacht. Es ist eine reduzierte Form der Kommunikation, selbst in der Videotelefonie, wo man durch Gestik und Mimik mehr Möglichkeiten hat, aber es fehlt eben doch die physische Nähe, von Berührung nicht zu reden. Sie trägt ja nicht nur mit denen, die uns nahestehen, sondern auch mit Menschen, denen wir nicht so nahestehen, zur Kommunikation bei.
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