Und sagten kein einziges Wort
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Mit dem Crispr-Verfahren kann das menschliche Genom optimiert werden – doch die Risiken sind noch unerforscht. Bild: Massih Media für Max-Planck-Gesellschaft
Die Geburt der am Genom manipulierten chinesischen Zwillinge wäre für den Bundestag eine gute Gelegenheit zur Debatte über nicht weniger als die zukünftige „Menschheit“ gewesen. Leider vertan.
Die aktuelle Auseinandersetzung über Keimbahneingriffe an menschlichen Embryonen ist seit der Geburt der chinesischen Zwillingsmädchen Lulu und Nana keine bloße „Debatte“ mehr. Während aber die Aufdeckung eines geplanten Anschlags unweigerlich eine größere Staatsaktion nach sich zieht oder der Bericht über eine von einem Migranten begangene schwere Straftat droht, mittelgroße Städte in den Ausnahmezustand zu versetzen, ist der mit dem Zugriff auf das menschliche Genom verknüpfte bioethische GAU allenfalls für Experten ein Thema. Charakteristisch dafür ist, zumindest in Deutschland, die Zurückhaltung von Politikern.
Dabei hatte der Bundestag in der vergangenen Woche zwei Gelegenheiten, um darauf zu reagieren, dass ein Wissenschaftler und agiler Unternehmer sich ohne jede ethische und rechtliche Absicherung daranmachte, so an und mit Menschen zu experimentieren, dass die – höchst ungewissen – Folgen davon nicht mehr aus der Welt zu schaffen sind. Am Mittwoch ergriff der Abgeordnete von Bündnis 90/Die Grünen, Harald Ebner, in der Fragestunde an die Bundesregierung die Gelegenheit, sich nach etwaigen politischen Konsequenzen zu erkundigen. Die Antwort des Bundesarbeits- und Sozialministers Hubertus Heil wurde nicht nur als bloß „persönliche Meinung“ dargebracht, sondern fiel auch eher floskelhaft aus: „Die Allgemeine Erklärung der Menschenrechte der Vereinten Nationen könnte mit einer solchen Art des Umgangs mit menschlichem Leben kollidieren.“
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