Wer braucht schon Berliner Weiße? Zwei Freunde trinken „Ebblewoi“ vor der Frankfurter Skyline. Bild: dpa
Frankfurt, von Berlin aus gesehen: Dort zählen Tatsachen, hier Einbildungen. Womöglich hat man sich in der Wahl zur Hauptstadt vertan. Was die Hessenmetropole dem weltberühmten Nordstern voraus hat.
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Natürlich sind die Nächte länger in Berlin. Sind die Restaurants später offen, gibt es mehr Technoclubs, mehr Fetisch-Partys, mehr Unterwasser-Konzerte – mehr Lametta, mehr Yogastudios, mehr BSR und BER, mehr BVG und BSC, mehr BRD ganz generell, denn Berlin ist ja Hauptstadt. Politisches Zentrum, aber auch Stützpunkt der Moral. Von hier aus werden die Ansagen gemacht. Was woke ist und was nicht, darüber wird in Berlin entschieden. Kein Ort der Verhandlung, ein Ort der Festsetzung.
Von Berlin aus kann man die Welt so beschreiben, wie sie einem gefällt. In Berlin stehen die Leute oft nach Galerieeröffnungen oder Buchpremieren herum und grüßen sich nicht, obwohl sie sich kennen. In Berlin kommen immer alle zu spät. In Berlin rechnen die meisten damit, dass über sie gesprochen wird, wenn sie irgendwo nicht auftauchen. In Berlin käme niemand auf die Idee, ein Lied zu machen, das „Berlin“ heißt. Hier finden es die meisten toll, hier zu sein. Und können sich beim besten Willen nicht mehr vorstellen, morgens irgendwo anders aufzuwachen. Irgendwo anders zu joggen als im Mauerpark. Irgendwo anders zu meditieren als am „Görli“. Irgendwo anders zu schwimmen als im „Stadtbad“. Irgendwo anders zu kellnern als am „Kotti“.
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