Warum das Coronavirus Chefsache werden muss
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Vor leeren Rängen: Das Fußballspiel Inter Mailand gegen Ludogorez Rasgrad im Giuseppe-Meazza-Stadion wurde Ende Februar ohne Zuschauer ausgetragen. Bild: dpa
Der WHO-Chef hat Regierungen kritisiert, die das Coronavirus immer noch unterschätzten. Auch hierzulande kann man die heraufziehende Pandemie nicht einem Gesundheitsminister und vielen einzelnen lokalen Behörden überlassen.
Was das Bundesligaspiel von Hertha BSC am Samstag gegen Werder Bremen betrifft, sah das zuständige Gesundheitsamt von Charlottenburg-Wilmersdorf im Coronavirus keinen Anlass zu einer Absage; bei anderen Spielen in der Zukunft ist das längst nicht sicher. Schon jetzt ist klar, dass jedwede Entscheidung in dieser Sache bei einem Großteil der Bevölkerung auf völliges Unverständnis stößt. „Mit Verlaub, Ihr seid doch nicht dicht“, lautete ein Leserkommentar zum Hertha-Fall: „Warum werden solche Massenveranstaltungen um jeden Preis versucht durchzuführen? Unglaublich, wie hier mit dem Allgemeinwohl gespielt wird.“ Worauf dann ein anderer Leser antwortete: „Mit Verlaub, Sie sind doch nicht dicht! Wie kann man denn ernsthaft versuchen, das komplette Leben einzustellen wegen so einer lächerlichen Viren-Geschichte? Wollen Sie wirklich zurück in die Steinzeit?“
Der geteilten Öffentlichkeit entspricht eine Kommunikation, deren Signale in komplett verschiedene Richtungen weisen. Die Medien und sozialen Netzwerke beherrscht das Narrativ der sprunghaft ansteigenden Zahl bestätigter Infektionsfälle, begleitet von Berichten über Chaos in Gesundheitsämtern und Materialengpässen in Arztpraxen, so dass der Eindruck einer sich immer fester um den Hals der Gesellschaft zuziehenden Schlinge entsteht. Unterdessen geben Politiker auf allen Ebenen die Parole aus, das Wichtigste sei die Aufrechterhaltung der Normalität, einschneidende Maßnahmen seien unverhältnismäßig, und im Übrigen solle jeder aufs Händewaschen achten.
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