Die spinnen, die Gallier
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Ihm macht ein Sexskandal zu schaffen: Macrons Parteigenosse und Bürgermeisterkandidat für Paris, Benjamin Griveaux Bild: AFP
Sex und Verrat, tragische Helden und späte Profiteure: Der Wahlkampf um die französische Hauptstadt ist ganz großes Boulevardtheater.
Er wollte Bahnhöfe versetzen und Bäume pflanzen. Die „Gare de l’Est“ sollte in die Banlieue verlegt werden und einem dritten Stadtwald, fast so groß wie der Bois de Boulogne, weichen. Beim Kauf einer Wohnung versprach er 100.000 Euro und an den Ufern der Seine blühende Strände: „Gras anstelle von Beton“. Am Freitag warf Benjamin Griveaux, Kandidat von Macrons „République en Marche“ für das Amt des Bürgermeisters von Paris, das Handtuch. Zum Verhängnis wurde ihm ein selbstgedrehtes Video, von dem er glaubte, es werde automatisch gelöscht. Der russische Agitationskünstler und politische Flüchtling Pjotr Pawlenskij hatte es ins Internet gestellt.
Lange Zeit erschien die Eroberung des Pariser Rathauses für Macrons Partei als Sonntagsspaziergang. Paris lag Macron zu Füßen. Mit neunzig Prozent der Stimmen war er hier ins Élysée gewählt worden. Und auch anlässlich der Wahl des Europaparlaments, bei der seine „Republik“ landesweit von Marine Le Pens „Rassemblement National“ überholt wurde, gab es für seine Liste „Renaissance“ in der Hauptstadt immer noch 33 Prozent. Kein Mensch hätte damals einen Euro auf die Wiederwahl der sozialistischen Bürgermeisterin Anne Hidalgo oder die Republikaner gesetzt: beide Parteien blieben unter zehn Prozent. Das hat sich inzwischen umgedreht.
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