Fahrradfahren wie in Kopenhagen
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Entschlossen in eine paneuropäische Zukunft: Mitglieder und Sympathisanten demonstrieren in Amsterdam (2018) Bild: dpa
Sie haben große Pläne für Europa nach der Krise. Doch wer sind diese Leute, und braucht es dafür eine Partei?
Zwischen blassen Gesichtern und Versprechen violette Wahlplakate. „Fahrradfahren wie in Kopenhagen“, steht da nahe der Ringstraße, deren Ampeln wie durch ein Wunder immer grün sind – für Autofahrer. „Digitale Verwaltung wie in Estland“ heißt es unweit eines Bürgeramts, in dem Termine für die immer noch analoge Anmeldung einer Wohnung rar sind. Lila Schrift, keine Köpfe, keine Namen, nur der Hinweis, was Volt wählbar mache. Verstehe sie wirklich nicht, sagt Eileen O’Sullivan, die an einer Ampel wartet: Ihren irischen Pass kann sie online beantragen. Über tausend Kilometer entfernt. Das gehe schneller als in Frankfurt.
Dreiundneunzig Sitze hat das Frankfurter Stadtparlament. Im März wird gewählt. Die Liste der Parteien ist in diesem Jahr bemerkenswert lang, die der Bewerber auch, über 1100 sind es. O’Sullivan ist eine von ihnen, Spitzenkandidatin für Volt. Sie hat soeben festgestellt, dass sie mit dem zur vorübergehenden Betreuung im Stadtteil Bornheim aufgenommenen Hund ihrer Eltern nicht in den Park darf. Also eine Runde um den Block. Wenn jemand behauptet, neue Parteien zersplitterten auf gefährliche Weise das politische System, müsse man sich doch bloß die Niederlande ansehen, sagt O’Sullivan. Da sitze sogar die Tierschutzpartei im Parlament. Nur ein Beispiel, natürlich. Ist doch gut, sich differenziert entscheiden zu können, oder?
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