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Vladimir Sorokin über Putin : Das ist der Anfang vom Ende

Der russische Schriftsteller Vladimir Sorokin. Bild: Stefan Boness

Der russische Schriftsteller Vladimir Sorokin hat seit Jahren gegen das „neue Mittelalter“ des Putinismus angeschrieben. Wir sprechen mit ihm über die Perversion eines Machthabers zum „imperialen Monster“.

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          Es gibt diesen Roman von Vladimir Sorokin, „Der Tag des Opritschniks“, in dem Russland sich durch eine Mauer vom Westen abgeschottet hat, Handelskontakte nur noch mit China unterhält und vom großen „Gossudar“ absolut und alleinherrschend regiert wird. Vollstreckungsbeamte dieser Herrschaft sind die Opritschniki, einst Leibgarde Iwans des Schrecklichen, die der russische Schriftsteller als geschlossene Bruderschaft von Verbrechern im Staatsdienst der Zukunft entwirft.

          Es gibt nichts als Gewalt

          Julia Encke
          Verantwortliche Redakteurin für das Feuilleton der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung in Berlin.

          Sorokin erzählt einen Tag im Leben eines Opritschniks und macht die Gewalt zum notwendigen Hauptbetätigungsfeld seines Gardisten unter totalitärer Herrschaft, weil es anders als gewalttätig unter diesen Voraussetzungen nicht zugehen kann: Gewalt nach außen bei gleichzeitiger Gewalt nach innen. Es ist eine Konstellation, die wir jetzt alle vor Augen haben und die für Sorokin doch keine literarische Zukunftsvision darstellt, die nun plötzlich Wirklichkeit geworden zu sein scheint. Das, was so viele nicht sehen wollten, ist für ihn vielmehr ein Prozess, eine schleichende Bewegung, die sich während der ganzen vergangenen Jahre vollzogen hat. Eine große Rückwärtsgewandtheit, zurück ins „neue Mittelalter“ und zugleich die Perversion eines Machthabers zum „imperialen Monster“.

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