Die wilden Farben von Putins verbrannter Erde
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Oppositionelle Russinnen und Ukrainerinnen demonstrieren in Deutschland vereint gegen Russlands Verbrechen. Bild: Mauritius
Beim Kolloquium „Krieg und Frieden heute“ debattieren vor allem junge Frauen aus der Ukraine und aus Russland, aber auch aus Kasachstan. Die russische Kultur ist allen näher als den Bewohnern der russischen Provinz. Ein Gastbeitrag.
Hass, Hass und noch mal Hass – es ist das beherrschende Schlagwort eines jeden Krieges, einschließlich des derzeitigen, des russisch-ukrainischen, den man im Kreml verschämt „militärische Spezialoperation“ nennt. In Russland macht man makabre Scherze in Anlehnung an jenen alten Witz über das heuchlerische Verbot, einen Arsch Arsch zu nennen. Der Arsch existiert, aber das Wort dafür nicht. So auch hier. Ein verbotenes Wort. Aber der Krieg geht weiter, und der Hass breitet sich aus. Offizielle Friedensverhandlungen haben keine Ergebnisse gebracht. Kein Wunder. Wir sind erneut in eine Periode der Religionskriege eingetreten. Die russische Ideologie passt in einen einzigen Satz: Wir sind besser als alle anderen. Auf die Frage, warum, folgt die pampige Antwort: Darum!
Vor dem Hintergrund dieses neuesten Religionskrieges habe ich an der Universität Lüneburg, an der ich schon seit zwei Monaten Gastprofessor für Literatur bin, ein Kolloquium abgehalten. Den Wünschen der russischsprachigen Studierenden folgend, entstand ein Thema im Geiste Lew Tolstois: „Krieg und Frieden heute“. Es fand sich eine Gruppe von zwölf Teilnehmern aus vier Ländern zusammen: aus der Ukraine, aus Russland, Kasachstan und Deutschland (Letztere sprachen kein Russisch, doch für sie wurde gedolmetscht) – ein gefährlicher, explosiver Cocktail, möchte man meinen.
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