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Russland unter Putin : Weg mit dem demokratischen Plunder

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Ein Mann mit hundert Gesichtern – oder doch nur mit einem? Wladimir Putin wird, wenn ihm danach ist, bis ins Jahr 2036 regieren. Bild: AFP

Die Gegenwart ähnelt zunehmend einem Schelmenroman, in dem der Held missliebige Partner bezaubert, verschreckt oder liquidiert: Russland erlebt den Beginn eines neuen Zeitalters, in dem Putin das Coronavirus und alles andere besiegt. Ein Gastbeitrag.

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          Wer will schon eine lahme Ente sein? Kein Politiker will das! Doch wenn es in deinem Land demokratische Institutionen gibt, so wirst du zur lahmen Ente, wenn deine Amtszeit als Präsident abläuft. Doch bei uns in Russland droht einer lahmen Ente ein unglückliches Ende. Im Autoritarismus enden lahme Enten schlimm, denn die Nachfolger schieben ihnen gern sämtliche Übel in die Schuhe. Putin hat das verstanden und klugerweise beschlossen, so ein Schicksal zu vermeiden. Um für immer an der Macht zu bleiben, besiegt Putin in diesem Sommer gleich drei ernsthafte Gegner.

          Der erste Gegner ist der historisch ewig feindliche Westen. Wenn es ihn nicht gäbe, müsste man ihn erfinden. Dabei gibt es so einen Westen, der begierig auf Russlands Bodenschätze schielt und uns mit Hilfe der Nato versklaven will, gar nicht. Er existiert nur im russischen Staatsfernsehen und in den Köpfen einer großen Anzahl von Fernsehzuschauern. Der Fernseher ist in Russland ein ganz spezieller Freund, er läuft den ganzen Tag. Doch was geht in Putins Kopf vor? Zwingt er andere, das zu glauben, ohne es selbst zu tun? Ist er so komplex? Leider nicht. Wie der ihm gehorsame Fernseher ist auch Putin überzeugt, der ukrainische Majdan sei das Werk der Amerikaner. Na, und so weiter.

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