Osteuropa zahlt die Zeche
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Schon in Rapallo ging es auch um Öl: Reichskanzler Joseph Wirth im Gespräch mit dem sowjetischen Handelsminister Leonid Krassin und Außenminister Georgi Tschitscherin. Bild: Interfoto
Das Fiasko der deutschen Russlandpolitik erneuert das Trauma des Vertrags von Rapallo, der vor hundert Jahren zwischen der Weimarer Republik und Sowjetrussland geschlossen wurde. Ein Gastbeitrag.
An diesem Samstag jährt sich der Vertrag von Rapallo zum einhundertsten Mal. Am Ostersonntag 1922 schlossen die Weimarer Republik und Sowjetrussland ein Abkommen, das die Parias der internationalen Ordnung zurück auf die Bühne der Weltpolitik brachte. Der Vertrag, sowohl in der deutschen als auch in der sowjetischen Geschichtsschreibung als diplomatische Meisterleistung gefeiert, löste Schockwellen aus, deren Auswirkungen noch Jahrzehnte später spürbar waren
„Rapallo“ wurde zu einer in ganz Europa verständlichen Chiffre für die Angst vor der Option eines deutsch-russischen Bündnisses, das alle ideologischen Differenzen ignoriert und Osteuropa letztlich als Verhandlungsmasse behandelt. Dass diese Besorgnis existierte, war weiten Teilen der deutschen Öffentlichkeit und Politik stets bewusst. Doch ihre tatsächlichen Dimensionen wurden – allen Hinweisen und Warnungen zum Trotz – bis in die jüngste Vergangenheit entweder nicht völlig verstanden oder aber bewusst ausgeblendet.
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