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Päpstliches Skandalmanagement : Und sagte kein einziges Wort

Nun doch eher verschwiegen: Papst Franziskus Bild: Reuters

Der Text spricht für sich selbst: Egal, welche Süppchen im Vatikan gekocht werden – das päpstliche Schweigen inmitten der Missbrauchsskandale wirkt verheerend.

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          Hat nicht auch Jesus geschwiegen? Papst Franziskus stellte am Montag in der Frühmesse „Jesu Schweigen“ ins Zentrum seiner Predigt. Verfolgt von einem „Rudel wilder Hunde“ habe er, Jesus, bei seinem Mobbing in Karfarnaum wie auch nach den Rufen „Kreuziget ihn!“ in Jerusalem mit würdevollem Schweigen reagiert. Ebenso müsse jedermann schweigen gegenüber „den Menschen, die keinen guten Willen haben, die nur auf der Suche nach dem Skandal sind, die nur Spaltung suchen“. Und: „Der Herr schenke uns die Gnade, zu unterscheiden, wann wir zu reden und wann wir zu schweigen haben.“

          Christian Geyer-Hindemith
          Redakteur im Feuilleton.

          Die Predigt war unschwer als theologischer Überhöhungsversuch der päpstlichen Devise zu verstehen, „kein einziges Wort“ sagen zu wollen gegenüber den jüngsten Vorhaltungen, auch er selbst, Jorge Mario Bergoglio alias Franziskus, habe sexuelle Gewalt gedeckt und insbesondere den mutmaßlichen Harvey Weinstein der katholischen Kirche, Theodore Kardinal McCarrick, jahrelang gefördert, und zwar auch noch dann, als er, Franziskus, angeblich schon persönlich Kenntnis davon erhalten habe, dass besagter Ex-Kardinal (inzwischen von Franziskus gemaßregelt), Generationen von schutzbefohlenen Seminaristen mit Karriereversprechungen ins Bett geholt haben soll.

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