Wir brauchen eine Kriegsethik
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Von Ethik kann bei der russischen Armee keine Rede sein. Sie ermordet ukrainische Zivilisten: Ermittler bergen Leichen aus einem Massengrab in Butscha, Aufnahme vom 8. April. Bild: dpa
Die Friedensethik verstrickt sich in Widersprüche, wenn es um das Recht der Ukrainer geht, sich gegen die russischen Angreifer zu wehren. Nur eine Kriegsethik kann Kriterien für einen gerechten Krieg entwickeln. Ein Gastbeitrag.
In Deutschland hat es zum guten Ton gehört, die Friedensethik und den Pazifismus zu loben. Wer der Kriegsethik das Worte redete und sagte, dass Kriege gerechtfertigt oder gar gerecht sein können, hatte einen schweren Stand. Einen solchen hat man angesichts der gegenwärtigen Lage nun auch dann, wenn man den Verteidigungskrieg der Ukraine als unmoralisch verurteilen will. Als Ausweg aus diesem Dilemma erfinden einige einen „Pazifismus“, der Krieg erlaubt, oder erklären, dass Kriege nach wie vor ungerecht und ungerechtfertigt seien, aber die Verteidigung der Ukraine moralisch zulässig.
So hat Wolfgang Thierse in der F.A.Z. nach einem „selbstkritischen“ und „historisch aufgeklärten Pazifismus“ verlangt, welcher anerkenne, dass „Frieden Einsatz von Stärke gegen Unrechtsregime verlangen kann“. Da er das Beispiel „Hitler-Deutschland“ nennt, meint er wohl einen kriegerischen Einsatz. Zugleich erklärt er, der Westen habe sich „durchaus pazifistisch“ verhalten, indem er die Einrichtung einer Flugverbotszone zurückwies, die angeblich einen „Weltkrieg“ bedeutet hätte.
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