Hört auf, in Touristen immer nur die anderen zu sehen!
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Wasser und sehr viele Menschen: In Venedig ist am Endes dieses Jahres eigentlich alles wie immer. Muss man da die Zustände immer reflexhaft kritisieren? Bild: dpa
Kulturschaffende, die selbst gern nach Venedig reisen, bemängeln die Überfüllung der Lagunenstadt. Doch was ist damit gewonnen? Ein Ruf nach postnormaler Tourismuskritik. Ein Gastbeitrag.
Die Hitze hat in diesem Jahr vielen Regionen stark zugesetzt. In Venedig, wo der Tourismus mindestens vorpandemischen Umfang erreicht hat, steigerte sie noch das ohnehin schweißtreibende Gefühl von Überfüllung. Das anstrengende Wetter ist vorüber. Wie der Besucherandrang hält sich eine andere Hitze jedoch auf gleichbleibend hohem Niveau: jene nämlich, die in der Auseinandersetzung mit dem Tourismus herrscht.
Zu Wutausbrüchen gegenüber Touristen lassen Venezianer sich erstaunlich selten hinreißen. Sie kommen vor, etwa wenn fotografierende Ausflügler über den Rialto zur Arbeit Eilenden wie Hindernisse im Weg stehen. Zur Regel geworden ist diskursive Hitze hingegen in Gestalt der Emphase, mit der im weitesten Sinne Kulturschaffende, die oft selbst als Besucher nach Venedig kommen, Tourismuskritik betreiben. Es ist eine Kritik mit konstantem Inhalt, ein von besten Absichten begleiteter Anstieg der Gemütstemperatur, der jedoch das Problem des Overtourism ähnlich unberührt lässt wie der Hochsommer.
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