
Neue Räume im Schloss Bellevue : Steinmeiers wahres Preußen
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Der Bundespräsident und Preußens Frauen: Frank-Walter Steinmeier vor den Porträts von Rahel Varnhagen und Henriette Herz Bild: dpa
Frank-Walter Steinmeier hat vier Säle in seinem Amtssitz zur Erinnerung an die preußische Aufklärung umdekorieren lassen. Damit will der Bundespräsident daran erinnern, „was Preußen auch war und hätte sein können“. Das ist ihm beispielhaft gelungen.
In Berlin, der Stadt der Brüder Humboldt, ist von den Humboldts wenig zu sehen. Die Ausstellung zu ihren Ehren, die das Deutsche Historische Museum vor zwei Jahren gezeigt hat, ist längst abgebaut und eine Nachfolgerin nicht in Sicht. Und das wiederaufgebaute Hohenzollernschloss heißt zwar jetzt Humboldt-Forum, aber an seine Namensgeber erinnern dort nur ein paar Aufstelltafeln und bedruckte Glasscheiben.
Seit gestern aber gibt es am Tiergarten, nicht weit von der vollgestopften Schlosshülle, einen neuen Ort der Humboldt-Verehrung. In seinem Amtssitz Bellevue hat der Bundespräsident einen Saal mit Memorabilien der beiden preußischen Aufklärer bestücken lassen, zwar nicht im Zentrum, sondern nur im Südflügel der Anlage, aber immerhin. Zwischen fünf Schaukästen mit Steinproben aus Mexiko, Italien und Kasachstan, die von Porträts der Brüder und einer Kopie der berühmten Karte Alexanders von den Klimazonen der Erde gerahmt werden, prangt dort in einer Vitrine ein Exemplar von Wilhelm von Humboldts „Ideen zu einem Versuch, die Gränzen der Wirksamkeit des Staates zu bestimmen“ aus dem Revolutionsjahr 1792. Das ist, im Vorbeigehen betrachtet, vielleicht nicht viel; aber es hat Pfiff.
Ein Salon für Voltaire, Friedrich und Kant
Die Neugestaltung gehört zu einem geschichtspolitischen Herzensprojekt Frank-Walter Steinmeiers, in dessen Rahmen auch drei Räume im Hauptflügel des Schlosses umdekoriert wurden. Der einstige Gartensalon heißt nun „Salon Voltaire“ und ist mit Büsten des französischen Philosophen, seines Förderers Friedrich des Großen und Immanuel Kants und sechs Ölporträts von Anton Graff bestückt, das frühere Musikzimmer wurde zum „Schinkel-Salon“ mit Entwürfen des Architekten, und der Damensalon hat sich in den „Salon Rahel Varnhagen“ verwandelt, in dem eines der seltenen Bildnisse der legendären Salonnière zu sehen ist.
Mit dieser neuen Ausstattung will Steinmeier, wie er sagt, „das Bild dessen, was Preußen auch war und hätte sein können“, in der öffentlichen Wahrnehmung schärfen. Das ist ihm gelungen. Mögen sich andere Berliner Institutionen, die sich mit großen preußischen Namen schmücken, daran ein Beispiel nehmen.