Das höchste Gut
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Pjöngjang? Nein, Göppingen: Hamsterkäufe in deutschen Supermärkten. Bild: dpa
Nicht das Leben als solches will unsere politische Gemeinschaft um jeden Preis schützen, sondern das Leben in Würde. Daraus ergibt sich das Recht, in einer Gesellschaft zu leben, die anders aussieht als die von Nordkorea. Gastbeitrag eines Frankfurter Rechtsphilosophen.
In der gegenwärtigen Krise hat sich die Gesellschaft in der Auffassung eingerichtet, dass, wo es um die Rettung von Leben geht, alle Maßnahmen, auch die weitgehende und in manchen Bereichen vollständige Suspendierung der Freiheit, gerechtfertigt sind, weil das Leben das höchste Gut ist. Und ist es das nicht auch? Jeder von uns hängt, wenn es hart auf hart kommt, an nichts so sehr wie am Leben, an seinem eigenen wie an dem seiner Kinder, seiner Partner, seiner Eltern, seiner Freunde und Bekannten und aus unserer Fähigkeit der Empathie heraus irgendwie auch am Leben aller. Natürlich streben wir auch nach anderen Gütern, nach Wohlstand, nach Versorgungssicherheit, wir wollen uns auch betätigen, wir wollen arbeiten und am Ende wenigstens auch ein bisschen Spaß und Vergnügen haben. Aber ohne das Leben ist alles nichts; es ist die Grundlage von allem.
Beginnen wir vielleicht trotzdem ganz nüchtern mit einer kurzen Bestandsaufnahme dessen, was wir derzeit alles opfern, aufgeben oder jedenfalls auf derzeit noch unbestimmte Zeit aussetzen, um das Leben zu schützen. Blickt man dazu zunächst, ganz legalistisch, auf die grundrechtlichen Freiheiten, die alle derzeit aufgehoben oder eingeschränkt sind und von denen wir lange dachten, wir könnten ohne sie auch nicht leben, ist die Bilanz, man muss es so sagen, niederschmetternd.
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