In der Höhle
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Warum überhaupt rausgehen? Bild: dpa
Die Pandemie klingt ab, die Außengastronomie hat wieder geöffnet – aber manche wollen jetzt trotzdem das Haus nicht verlassen: Das neue „Cave-Syndrom“ sorgt für Diskussionen.
Jetzt sind wir in Deutschland – vorerst jedenfalls – raus aus dem pandemisch Gröbsten. Wir können ins Theater, ins Museum und endlich wieder mit Freunden essen gehen. „Außengastro“ klingt zwar nach Magenschmerzen, löst aber gerade weithin Wohlbefinden aus. Das wiederum gilt als Zeichen von Gesundheit. Bedenklich und mögliches Symptom einer Erkrankung ist hingegen, heißt es, die Angst vor der Außengastro, ja vor dem Außen überhaupt.
Schon Anfang Mai berichtete die populärwissenschaftliche US-amerikanische Zeitschrift Scientific American von einem neuen Krankheitsbild, das inzwischen auch deutsche Medien umtreibt: das „Cave-Syndrom“ (Höhlen-Syndrom). Das äußere sich darin, dass Personen trotz gesunkener Infektionsraten und zweifacher Impfungen noch immer lieber allein zu Hause sitzen und sich in der heimischen Höhle verkriechen, die sie sich im Zuge der Pandemie gebaut haben. Viele fürchteten sich weiter vor Ansteckung oder wollten abwarten, bis Sozialkontakte noch ungefährlicher werden. Andere hätten den coronabedingten Rückzug lieb gewonnen; er sei bequem, kostengünstig und stressfrei. Die vom Scientific American zitierten Psychiater wittern in all dem ein alarmierendes Krankheitspotential – und offenbar neue therapeutische Aufgabenfelder. Nahegelegt wird, dass die Sorge von doppelt Geimpften, sich zu infizieren, realitätsfern sei. Der Glaube, es werde künftig sicherer, zeuge von einem „verzerrten Denken“: Denn nie sei die Immunität höher als kurz nach der zweiten Spritze, und wer weiß, was für Virus-Varianten uns noch blühen. Jetzt oder nie also?
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