Er war schon immer etwas Besseres
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Es war schon immer etwas teurer, einen schlechten Geschmack zu haben: Vorführwohnung „The Residence“ der Firma John Lewis, Oxford Street. Bild: Matt Alexander/PA Wire
Bisher haben die britischen Wähler ihrem Premier Boris Johnson jede Frechheit verziehen, doch jetzt hat er sich am Dekor einer Traditionsfirma vergriffen.
Für Briten steht der Name John Lewis für Solidität, Zuverlässigkeit und Qualität mit gutem Preisleistungsverhältnis. Aber auch für den gutartigen Kapitalismus. Alle festangestellten Mitarbeiter der Warenhauskette, die aus einem 1874 gegründeten Geschäft an der Londoner Oxford Street hervorging, sind als Partner prozentual am Gewinn beteiligt. John Lewis ist die erste Adresse für Hochzeitslisten und Hausfrauen mit Thatcher-Handtasche, die aus der belaubten Vorstadt ins Zentrum kommen, um einen neuen Staubsauger oder Gardinenstoffe zu kaufen und sich mit einer Freundin zum Tee zu treffen. Der Hofdichter John Betjeman soll in den Jahren des Kalten Krieges behauptet haben, das Ende der Welt in der Kurzwarenabteilung von Peter Jones, einem der zwei Londoner Flagschiffe, erleben zu wollen, weil dort nichts Schlimmes geschehen könne.
Als die Geschäftsführung vor einigen Jahren eine Modernisierung des Images in Aussicht stellte, um nicht „zu beige“ zu wirken, wurde unter der Stammkundschaft ein Aufschrei laut. Die etwas altmodische, dem Zeitgeist trotzende Aura der Kaufhäuser wird von der Stammkundschaft als Gütesiegel bewertet. John Lewis hat sich als Inbegriff mittelständischer Aspiration etabliert.
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