Autokratischen Herrschern hilflos ausgeliefert
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Der entscheidende Schritt: Am 31. Dezember 1999 tritt der russische Präsident Boris Jelzin zurück, Premierminister Wladimir Putin wird sein Nachfolger, zunächst kommissarisch. Bild: Picture Alliance / AP
Putin hat historische Traumata in Hass verwandelt. Er führt sein Land in die Selbstzerstörung. Viele Russen folgen ihm auf diesem Weg. Ein Gastbeitrag.
Der Punkt, an dem die russische Gesellschaft um ihres eigenen Schicksals willen aufwachen und sich zu Wort melden müsste, ist jetzt erreicht. Und sie meldet sich: Zehntausende, Überlebende des vergangenen Jahrhunderts und Digital Natives der Jetztzeit, haben in Dutzenden Städten ihre Stimme erhoben und barbarisch schwere Strafen auf sich genommen.
Angehörige verschiedener Professionen haben mit vollem sozialem Risiko ihren Protest artikuliert. Und dazu kommt der Strom begabter, weltläufiger, erfolgreicher Menschen, die in Scharen das Land verlassen, ihre Wohnungstüren abschließen, ihre Autos stehen lassen, ihre Devisen zusammenkratzen, um ein Ticket nach Tiflis, Jerewan oder Istanbul zu bekommen und weiter in den Westen zu fliegen. Sie alle haben eine Entscheidung getroffen, deren existenzielle Schwere wir uns kaum vorstellen können. Das summiert sich schon jetzt zu einer zivilisatorischen Katastrophe, die an die früheren Wellen eines geistigen, künstlerischen, unternehmerischen Exodus und an die lange Geschichte einer immer neuen, gewaltsamen Verstümmelung der eigenen reichen humanen Potentiale Russlands anschließt.
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