Keine Angst vor Psychotherapie
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Student und Videoblogger Jegor Schukow bei einem Protest in Moskau Bild: Picture-Alliance
Sie wollen ihr Land nicht in den Abgrund stürzen lassen. Daher proben Moskauer Jungakademiker die Solidarität und suchen neue Freiräume.
Den Star der Moskauer Protestbewegung scheint die Verantwortung, die auf ihm lastet, zu beflügeln. Jegor Schukow, der 21 Jahre alte Politologiestudent der Moskauer Forschungshochschule Higher School of Economics (HSE), dem seine dreijährige Haftstrafe für Aufrufe zu Extremismus zur Bewährung ausgesetzt wurde, ist auf dem Sprung zum nächsten Interview, als wir ihn in einer Universitätsbibliothek treffen. Schukow erklärt lächelnd, vor dem Urteilsspruch habe er fest damit gerechnet, einsitzen zu müssen, und das beinahe herbeigesehnt. Denn Gefängnis sei in Russland für einen angehenden Politiker beinahe normal und für ihn obendrein ein Test gewesen, ob er der Ideale, die er vertrete, würdig sei.
Die traditionell liberale HSE, deren Studenten und Dozenten voriges Jahr bei den Protesten gegen die Fälschung der Wahl zur Stadt-Duma und die darauffolgenden Prozesse besonders aktiv waren, hat jüngst das innere Reglement für kritische Äußerungen verschärft. Um die politischen Freiheiten zu verteidigen, beteiligt Schukow sich jetzt an der Gründung einer Studentengewerkschaft. Er unterstützt das von Studenten der HSE betriebene Online-Journal „Doxa“, das sich für verhaftete Kommilitonen einsetzt und dem deswegen die Hochschulleitung ihren universitären Status aberkannte. Vor allem aber diskutiert er in seiner über Youtube abrufbaren Sendung mit dem beziehungsreichen Titel „Der Ihre auf Bewährung“ (Uslowno Wasch) stellvertretend für seine Generation mit Politikern und Intellektuellen über Korruption und Rechtsnihilismus in seinem Land.
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