Aus Putins Küche
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Putin speist im Restaurant von Jewgenij Prigoschin, der an der Finanzierung der Staatstrolle beteiligt sein soll. Bild: AP
Zwei neue Studien belegen die Ambitionen der russischen Propaganda, deren Arbeitsweise jetzt deutlich zu Tage tritt. Gibt es einen Strategen im Hintergrund?
Jetzt ist es amtlich: Die russischen Trolle haben sich massiv in die amerikanischen Präsidentschaftswahlen eingemischt. In der vergangenen Woche wurden zwei Studien veröffentlicht, die im Auftrag vom Geheimdienstausschuss des US-Senats angefertigt worden waren, eine vom amerikanischen Cybersecurity-Unternehmen New Knowledge und eine von der Oxford University und der Firma Graphika, die sich auf Analysen von sozialen Netzwerken spezialisiert hat. Beide haben sich vor allem auf die Tätigkeit des dubiosen Petersburger Unternehmens namens Internet Research Agency (IRA) konzentriert, das inzwischen allgemein als Troll-Fabrik bekannt ist. Dafür wurden über zehn Millionen Tweets, über 60.000 Postings auf Facebook mit 76,5 Millionen Interaktionen wie Liken und Teilen und 116.000 Postings auf Instagram mit 187 Millionen Interaktionen ausgewertet.
Die eigentliche Überraschung bestand nicht darin, wie massiv diese Aktivitäten waren, und nicht mal darin, dass sie nach Trumps Wahl gar nicht aufhörten. Wirklich neu ist, dass die Trolle nicht nur Pro-Trump- und Anti-Clinton-Inhalte verbreiten: Die Inhalte sind zum großen Teil nicht explizit propagandistisch, sondern daraufhin ausgerichtet, Vertrauen der Nutzer zu gewinnen und von Russland aus geführte Troll-Accounts glaubwürdig wirken zu lassen. Neu ist auch die Erkenntnis, wie viele verschiedene Nutzergruppen gezielt anvisiert wurden. Auffällig viele Aktivitäten richteten sich zum Beispiel an Afroamerikaner, es gab auch maßgeschneiderte Kampagnen für Liberale, konservative Christen und so weiter. Nicht bekannt war bisher auch, wie intensiv diese Propaganda auf Instagram geführt wird. Das Ziel der Kampagnen, so die Forscher, sei, die ethnischen, politischen, sozialen und überhaupt alle möglichen Spannungen und Spaltungen in der amerikanischen Gesellschaft zu fördern, Misstrauen gegenüber der Politik und den Medien zu säen und die Bürger von der politischen Teilnahme abzuhalten.
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