Lange Beine, weiße Haut: Degradieren Liebespuppen Frauen zu Objekten Bild: Picture-Alliance
Sie heißen Enny oder Harmony, kosten einige tausend Euro und sind ein Milliardengeschäft: Doch was können die Roboter überhaupt? Und funktionieren Liebe und Sex mit ihnen?
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Plötzlich dreht Harmony ihren Kopf, klimpert mit den Wimpern und sagt: „Chuck, du wirkst, als wärst du toll im Bett.“ Der Texaner, der mit der intelligenten Liebespuppe Harmony einen Road Trip durch Amerika unternimmt, antwortet leicht verlegen „danke“ und mustert gewissenhaft die karge Landschaft. Die Szene stammt aus dem preisgekrönten Dokumentarfilm „Hi, AI – Liebesgeschichten aus der Zukunft“ von Isabella Willinger, wobei das mit den Zukunftsgeschichten genaugenommen nicht ganz richtig ist. Denn die Zukunft hat, wie der Film zeigt, längst begonnen, insbesondere in Japan, wo Service-Roboter im öffentlichen Leben und vielen Haushalten einen festen Platz haben. Liest man Kazuo Ishiguros kürzlich erschienenen Roman „Klara und die Sonne“, in dem ein Mädchen von ihrer Mutter eine künstliche Freundin gegen die Einsamkeit geschenkt bekommt, scheint diese hypermoderne Welt, in der intelligente Maschinen so viel mehr sind als lästige Aufgaben erledigende Geräte, sehr nah zu sein. Das ist faszinierend. Vor allem aber ist es unheimlich.
Etwas Gruseliges, Unwirkliches umgibt Sexroboter wie Harmony, eine blonde, devot sprechende Puppe mit vollen Lippen und blauen Augen, deren Hand Chuck während der Autofahrt im Film einmal hält. Die künstlichen Gespielinnen (männliche Sexroboter sind eher rar gesät), deren technische Entwicklung rasant voranschreitet, sollen längst viel mehr sein als erotisches Spielzeug, das nach dem Gebrauch in irgendeiner Ecke verschwindet: ein Gegenüber. Ein Versprechen, dass Liebe nicht weh tut.
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