Weniger Demokratie wagen
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Robert Habeck in Leipzig Bild: dpa
Der Grünen-Chef Robert Habeck macht bei Twitter und Facebook nicht mehr mit. Na und? Wer jetzt das Ende der Demokratie fürchtet, weiß gar nicht, was das ist.
Ist das Medium wirklich selbst die Botschaft? Der kanadische Kulturtheoretiker Marshall McLuhan ist durch diese Behauptung berühmt geworden. Sie besagte, kurz gefasst, dass Medien die Gesellschaft weniger durch die Informationen verändern, die sie transportieren, als vielmehr durch die Form, in der sie das tun. An Büchern wäre, so gesehen, vor allem interessant, dass sie zumeist still und von Individuen gelesen werden, was zur „Enttribalisierung“ der Gesellschaft führe, während das Fernsehen – McLuhan formulierte seine Thesen 1964 – ein elektronisches Lagerfeuer sei, das Gemeinschaften und deren Abendsabläufe hervorbringe. Oder: Wenn man etwas ganz genau mitteilen möchte, dann wird man das Medium der Schrift verwenden. Ist man sich hingegen unsicher, hat das Gespräch mit seiner Leichtigkeit der Selbstkorrektur große Vorteile. Wer einen Brief schreibt, formuliert konkreter als jemand, der sich über Gedrucktes an ein unbekanntes Publikum wendet. Und so weiter.
Der Bundesvorsitzende der Grünen, Robert Habeck, hat gerade mitgeteilt, nicht mehr über die Internetdienste „Twitter“ und „Facebook“ kommunizieren zu wollen. Sogleich ging ein Kommentargewitter auf ihn hernieder, fast so, als wäre er aus dem Grundgesetz, der Moderne oder der Demokratie ausgetreten. Gut 50.000 Leute gehörten bis dahin zu seinem digitalen Publikum; das sind weniger, als die Grünen Mitglieder haben. Habeck begründet seine ungeheure Rücksichtslosigkeit ihnen gegenüber mit schlechten Erfahrungen und eigenen Irrtümern.
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