
Grüße, ganz persönlich
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Leichtes Umdenken: Richard David Precht. Bild: dpa
Richard David Precht gibt Artikel falsch wieder und fordert die Degradierung von Journalisten, die ihn kritisieren. Zeit, über die Größe des Egos nachzudenken.
Richard David Precht ist gegen die Personalisierung in den Medien. Eigentlich schon eine Meldung. Überraschend jedenfalls für einen Dauergast von Talkshows, der dort ganz und gar als Person auftritt. Nicht als Repräsentant von, nicht als Experte für irgendetwas. Die Philosophie, von der gesagt wird, Precht sei einer ihrer Vertreter, kennt ihn nicht. Er hat eine unredigierte Meinung zu allem, das genügt. Die Qualitätskontrolle beschränkt sich auf die Einladung. Er repräsentiert, wie die Schauspieler, die dort ab und an sitzen, nur das persönliche Meinen selbst. Fair enough. Insofern ist aber sein Schimpfen gegen Twitter überraschend, wo das unredigierte Meinen geradezu die Pointe ist. Precht denkt jedoch, die sozialen Medien hätten der Personalisierung ungeheuren Vorschub geleistet.
Erneut sind wir erstaunt. Auf der Liste der „News Values“, mit der Johan Galtung und Mari Holmboe Ruge 1965 die Forschung darüber angestoßen haben, nach welchen Gesichtspunkten berichtet wird, ist „Personalisierung“ eines von zwölf Kriterien. Die „Bild“-Zeitung gibt es schon länger, und Bertolt Brechts „Fragen eines lesenden Arbeiters“, die bezweifeln, dass Friedrich II. allein im Siebenjährigen Krieg siegte, sind von 1936. Lieber persönlich als sachlich, ist also kein neues Motto.
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