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Debatte um Stereotype : Ravensburger-Verlag nimmt Winnetou-Kinderbücher aus dem Programm

  • Aktualisiert am

Mika Ullritz als Winnetou und Milo Haaf als Tom Silver im Film „Der junge Häuptling Winnetou“, der seit 11.8.22 in den Kinos läuft Bild: dpa

Nach starker Kritik nimmt der Ravensburger-Verlag zwei Kinderbücher wieder vom Markt, die begleitend zum Kinofilm „Der junge Häuptling Winnetou“ gerade herausgekommen sind.

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          Der Ravensburger-Verlag hat nach deutlicher Kritik die Auslieferung zweier Kinderbücher gestoppt, die begleitend zum Kinderfilm „Der junge Häuptling Winnetou“ auf den Markt gebracht worden sind.

          Seit dem 11. August läuft der Film „Der junge Häuptling Winnetou“ von Regisseur Mark Marzuk in den Kinos. Der Film wurde von der Deutschen Film- und Medienbewertung (FBW) zwar als „besonders wertvoll“ eingestuft, ist aber zuvor innerhalb der Jury kontrovers diskutiert worden. Sie war laut Website der FBW „absolut gespalten“. Es gab Kritik von Jurymitgliedern daran, dass die zugrunde gelegte Literatur von Karl May eine „Lüge“ sei, die „den Genozid an den Ureinwohnern Amerikas und das ihnen zugefügte Unrecht der Landnahme der weißen Siedler und der Zerstörung ihres natürlichen Lebensraums vollkommen ausblenden würde“. Die Mehrheit der Jury befand jedoch, Mays Darstellungen seien „Märchen“ und könnten auch als solche – als Phantasieprodukte – erzählt werden.

          Der Ravensburger-Verlag hatte begleitend zum Kinofilm gleichzeitig ein „Erstlesebuch zum Film“ für Kinder ab sieben Jahren und ein „Buch zum Film“ für Kinder ab acht veröffentlicht und beworben. Daraufhin gab es in den sozialen Medien heftige Kritik. Die Bücher, deren Inhalte aus dem Drehbuch des Films übernommen worden sind, beförderten kolonialistische und rassistische Vorstellungen; es handle sich bei ihnen um „kulturelle Aneignung“.

          In Reaktion darauf hat der Verlag die Bücher wieder aus dem Programm genommen und per Instagram mitgeteilt: „Euer Feedback hat uns deutlich gezeigt, dass wir mit unseren Winnetou-Titeln die Gefühle anderer verletzt haben. Das war nie unsere Absicht und das ist auch nicht mit unseren Ravensburger Werten zu vereinbaren. Wir entschuldigen uns dafür ausdrücklich.“ Die Entscheidung zur Veröffentlichung würde er, so der Verlag, „heute nicht mehr so treffen“.

          Gegenüber der „Neuen Osnabrücker Zeitung“ kritisierte der Karl-May-Experte Andreas Brenne die Entscheidung des Ravensburger Verlages, das Kinderbuch zum Film "Der junge Winnetou" vom Markt zu nehmen: "Ich halte es für nicht richtig, ein solches Buch nur aufgrund eines Shitstorms aus dem Verkehr zu ziehen." Der Verlag hätte sich vor diesem Schritt von Experten für das Werk Karl Mays und das Genre des Kinder- und Jugendbuches beraten lassen sollen. Überdies werde schon in einer Vorbemerkung klargestellt, dass es als fiktive Geschichte und nicht als sachgerechte Darstellung des Lebens indigener Völker zu verstehen sei. „Hier hat wohl die Angst der Marketingabteilung des Verlages, das Haus könne in Verruf kommen, das Vorgehen diktiert", sagt Brenne, der als Professor für Kunstpädagogik und Kunstdidaktik an der Universität Potsdam wirkt und in der Karl-May-Gesellschaft an Programmfragen mitarbeitet.

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