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Putins ewiger Krieg : Das Ressentiment ist seine Hauptressource

Die eroberten Gebiete stehen Russland zu, findet Präsident Putin, hier auf einem Militärstützpunkt nahe der Ukraine. Bild: AP

Trotz Rückschlägen im Ukrainekrieg ist Putin überzeugt, alles richtig gemacht zu haben, glaubt der Soziologe Grigorij Judin. Denn er sieht sich im Konflikt mit dem Westen, der eine ungerechte Weltordnung verficht.

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          Ein Jahr nach Beginn seiner Großoffensive gegen die Ukraine ist Russlands Präsident Putin davon überzeugt, alles richtig gemacht zu ha­ben, erklärt der Moskauer Soziologe Grigorij Judin in einem vielbeachteten Interview gegenüber dem unabhängigen russischsprachigen Portal Medusa, das die Russland-Plattform Dekoder teilweise übersetzte. Judin, einer der wenigen Experten, der diesen Krieg vorausgesagt hatte, argumentiert, dass gerade die Geschlossenheit des Westens den Kremlherrscher darin bestärkt habe, dass die Ukraine eine Schlüsselregion sei, von der aus man ihn habe angreifen wollen. Aus Putins Sicht sei es auch gut, dass die russische Armee ihre Defizite jetzt offenbart hat – was als Anlass dient, sie rapide zu vergrößern sowie die Wirtschaft und das Bildungssystem nach militärischen Prioritäten umzubauen für den großen Krieg, den er für unausweichlich hält.

          Kerstin Holm
          Redakteurin im Feuilleton.

          Judin warnt davor, zu glauben, Pu­tin habe sich verkalkuliert. Tatsächlich sei der Ukrainekrieg so lange vor­bereitet worden, dass alternative Schlachtpläne vorhanden sein müssten. Pu­tin werde nicht aufgeben, er glaube, die Ukraine stehe Russland zu. Der Kremlherr sei bereit, so viel Blut zu vergießen wie es sein Kriegsziel er­fordert – im Gegensatz zu den Unterstützern Kiews, die, so ex­trapoliert der Experte Putins Logik, irgendwann aufhören würden, ihre teuren Ressourcen zu opfern.

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