Warum der identitäre Wahn unsere größte Bedrohung ist
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Bronzen aus dem westafrikanischen Benin im Hamburger Museum für Kunst und Gewerbe. Sie sind die momentan wohl prominentesten Beispiele für bedeutende Kunstwerke, die in der Kolonialzeit geraubt wurden. Bild: Picture-Alliance
Der Postkolonialismus steht dem, was als linke Politik gelten kann, diametral entgegen. Es droht die Zerstörung des Antikolonialismus. Ein Gastbeitrag.
Wolfgang Thierse und ich selbst sind die beiden letzten noch aktiven Personen, welche die Konzeption und die Durchsetzung des Humboldt-Forums seit nun genau zwanzig Jahren betrieben und begleitet haben. Kaum mehr vorstellbar ist die Atmosphäre des Aufbruchs, der Freiheit, der Wildheit und der Offenheit, die in der sogenannten Swoboda-Kommission geradezu körperlich spürbar war, um die Füllung der erodierten Mitte Berlins mit einem Geist auszustatten.
Die Idee, die Humboldt-Universität als eine Tochtergründung der Kunstkammer des Berliner Schlosses, die Berliner Bibliotheken und die außereuropäischen Sammlungen Dahlems in einem Gefäß zusammenzuspannen, das dem freien, politisch unabhängigen und kontroversen Geist gewidmet sein sollte, riss alle Beteiligten mit. Im Moment aber ist sie reduziert auf eine einzige Formel, die mit Fug und Recht als Wahngebilde bezeichnet werden muss: das Humboldt-Forum als Trutzburg von Raubkunst.
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