Nie lagen Englands Schwächen so schonungslos zu Tage
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Elizabeth II. begrüßt Boris Johnson als neuen Premierminister am 24. Juli im Buckingham Palace. Bild: dpa
King Boris I. siegt über Queen Elisabeth II.: politisches Hitzefrei für das britische Parlament zum Zwecke seiner einstweiligen Gefangennahme. Ein juristischer Gastbeitrag.
Es hätte ihr größter Moment werden können: Als der frischgebackene Premierminister Boris Johnson ihr vorschlug, das Parlament bis Mitte Oktober zu vertagen, um den Abgeordneten den Widerstand gegen das zum 31. Oktober drohende Ausscheiden Großbritanniens aus der Europäischen Union größtmöglich zu erschweren, stand die dreiundneunzigjährige Königin vor der Entscheidung ihres Lebens.
Hätte Elisabeth II. ihrem vierzehnten Premierminister seit Winston Churchill die Vertagung verweigert, wäre sie zur Retterin des britischen Parlamentarismus geworden und hätte der alten Idee des „King in Parliament“ ein völlig neues Leben eingehaucht. Stattdessen akzeptierte die greise Monarchin nach einer hastig anberaumten Sitzung ihres altertümlichen Staatsrats, des Privy Council, der durch drei von Jacob Rees-Mogg angeführte konservative Mitglieder vertreten war, auf ihrem schottischen Sommersitz Schloss Balmoral den Vorschlag ihres neuen Premierministers und machte gute Miene zu seinem bösen Spiel. Nie lagen die Schwächen der nach wie vor weitgehend ungeschriebenen Verfassung Großbritanniens so schonungslos zu Tage wie an diesem Spätsommertag in Balmoral.
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