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Politische Rauflust : Wehrhaftigkeit als geistiges Projekt

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Rauflustig: Marie-Agnes Strack-Zimmermann (FDP), Vorsitzende des Verteidigungsausschusses des Bundestags Bild: dpa

Bei ihr weiß man, wo man dran ist: Wenn es sein muss, redet Marie-Agnes Strack-Zimmermann auch der Schweiz in ihre Neutralität hinein.

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          Tun, was man sagt und sagen, was man denkt? Jetzt nicht gleich einwenden: Wie langweilig! Als ob das Kohärenzmodell des öffentlichen Auftritts den geheimnislosen Menschen hervorbringe, bei dem sich an der Stirn alles ablesen lässt, was sich hinter der Stirn tut! Auch Marie-Agnes Strack-Zimmermann ist schließlich kein offenes Buch, obwohl sie im deutschen Parlament den Typus vertritt, der alles in allem für den Zusammenhang von klaren Gedanken und klarer Sprache steht.

          Selbst Strack-Zimmermann kann ja nicht immer tun, was sie denkend will und nicht sagt (so war es ihr zuletzt nicht vergönnt, Verteidigungsministerin zu werden). Wie sie das findet, gehört zu ihrem Betriebsgeheimnis. Obwohl also auch bei Strack-Zimmermann nicht alles rund läuft, laufen ihr Denken, Sagen und Tun doch auf eine Weise zusammen, die diese FDP-Politikerin berechtigen würde, nach jedem zweiten, dritten Satz auf schlüssige Art ein „Und Punkt!“ zu sagen. In der Langfassung des Punktes: Bei mir weiß man, wo man dran ist.

          „Vom Frieden zu träumen ist ehrenhaft“

          Natürlich lässt sich der Anspruch (sagen zu wollen, was sie denkt, und andere auffordern zu tun, was sie sagt), nicht ohne rhetorische Manöver aufrechterhalten. So wurde Strack-Zimmermann eben in einem Gespräch mit der Neuen Zürcher Zeitung gefragt, wie sie als Vorsitzende des Verteidigungsausschusses im Bundestag die Position der Schweiz beurteile, wonach Ländern wie Deutschland die Wiederausfuhr von in der Schweiz erworbenen Waffen verboten ist.

          Satz eins ihrer Antwort lautet korrekt: „Es steht mir nicht zu, der Schweiz zu erklären, was zu tun ist.“ Um dann gleich mit Satz 2 fortzufahren „Was tun?“, mit jener beziehungsreichen Frage also, die im vorigen Satz noch als unbotmäßig ausgeschlossen wurde. Um sodann in Satz 3 der neutralen, nicht der Nato zugehörigen Schweiz auch die Antwort auf die „Was tun?“-Frage nachzureichen: „Die Antwort liegt auf der Hand. In Zukunft sollte die Munition ausschließlich in Nato-Staaten eingekauft beziehungsweise in Deutschland direkt hergestellt werden.“ Es gibt eben verschiedene Arten, der Schweiz zu erklären, was in Bern zu tun wäre.

          Muss es denn bei dieser Frau immer rauflustig zugehen („,rauflustig’ gefällt mir“)? Na klar! Wie anders kann Wehrhaftigkeit als geistiges Projekt Fahrt aufnehmen? Für Strack-Zimmermann geht es dabei um den Überbau einer politisch zentral gewordenen Rüstungsindustrie: „Vom Frieden zu träumen ist ehrenhaft. Aber wir müssen uns bewusst sein: Das interessiert die Wladimir Putins dieser Erde nicht. Wehrhaftigkeit ist das zentrale Thema der nächsten Generation.“ Und Punkt.

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