Eine Archäologin in eigener Sache
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Der schonungslose Blick auf das eigene Ich: Annie Ernaux Bild: H. Assouline/opale.photo/laif
Der Literaturnobelpreis geht an die Französin Annie Ernaux. Ausgezeichnet wird das autofiktionale Werk einer feministischen Ikone der ersten Stunde.
Peter Handke putzte seine Schuhe, als an einem Herbsttag vor drei Jahren gegen zwölf sein Telefon läutete. Über die ausländische Vorwahl wunderte er sich nicht, erwartete er doch einen Anruf aus Den Haag. Doch am anderen Ende der Leitung stellte sich ein Mann, wie Handke sich bei Gelegenheit erinnerte, als Anders Olsson von der Schwedischen Akademie vor und sprach ihm den Literaturnobelpreis zu. Er bat nur, die Nachricht noch für eine Stunde geheimzuhalten, worauf der Geehrte, um sein Versprechen nicht zu brechen, seiner Frau lediglich sagte: „Hör um 13 Uhr die Nachrichten.“
Zu dieser Zeit erhielt auch John Banville einen Telefonanruf. Ein Mann, der sich als Mats Malm ausgab, teilte auch dem irischen Romancier mit, dass er den Literaturnobelpreis gewonnen habe. Nun gab es 2019 Jahr ausnahmsweise zwei Preisträger, weshalb also hätte stimmen können, was sich dann aber doch als Fake-Anruf erwies. Als Abdulrazak Gurnah, der britisch-tansanische Preisträger des Jahres 2021, von dessen Büchern am Tag der Bekanntgabe kein einziges in deutscher Übersetzung vorlag, den Anruf aus Stockholm erhielt, war er ebenso verblüfft wie die literarische Öffentlichkeit. Er war sich sicher, dass es sich um einen Scherz handelte.
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