Grüne Anlagen : Weltrettung oder Greenwashing?
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Im Duden ist die Definition von Nachhaltigkeit einfach gehalten: „Prinzip, nach dem nicht mehr verbraucht werden darf, als jeweils nachwachsen, sich regenerieren, künftig wieder bereitgestellt werden kann.“ Dieses Prinzip stammt aus der Forstwirtschaft, die Idee ist denkbar einfach: Für einen gefällten Baum muss ein anderer nachgepflanzt werden. Für viele Unternehmer ist genau das schon immer Grundlage ihres Handelns gewesen – und insofern gar keine Neuerung. Doch vor allem in börsennotierten Unternehmen wehte viele Jahre ein anderer Wind. Kurzfristige Gewinnmaximierung im Sinne der Aktionäre, koste es, was es wolle.
Das ändert sich zunehmend. Mehr und mehr setzt sich die Erkenntnis durch, dass ein Unternehmen nur dann erfolgreich sein kann, wenn die schlichte Gewinnmaximierung nicht der einzige Unternehmenszweck ist und auch nicht nur eine Gruppe zu den Gewinnern zählt – die Eigentümer. Vielmehr sind auch andere Gruppen relevant, die mit dem Unternehmen verbunden sind. Die nennt man „Stakeholder“.
Ganz im Zeichen der Ökologie
Nachhaltigkeit umfasst aber bei Weitem nicht nur das Klima. Es geht um den Dreiklang aus E (steht für Environment, also Umwelt), Social (Soziales) und Governance (gute Unternehmensführung). In diesem Dreiklang soll sich die Wirtschaft bewegen, und doch ist das Klima derzeit der dominierende Ton. Vielleicht auch, weil viele Parameter wie der Ausstoß von CO2 oder die Erderwärmung noch am ehesten messbar sind. In anderen Bereichen ist das schwieriger und die Überwachung noch viel komplexer. So etwa, wenn man sich die Lieferketten vornimmt. Es ist schwierig, in manchen Fällen vielleicht sogar unmöglich, jede kleinste Verästelung nachzuverfolgen – beispielsweise, wenn man an das Thema Kinderarbeit denkt.
Alle Bereiche der Nachhaltigkeit sollen in den Unternehmen verankert sein, doch die Europäische Union hat sich zunächst dem sogenannten Green Deal verschrieben, der ganz im Zeichen der Ökologie steht. „Europa steht weltweit an der Spitze einer Bewegung, die beides vereint: Klimaschutz und nachhaltiges Wachstum“, sagte EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen Anfang Februar in einer Rede. „Die Europäische Kommission hat vor zwei Jahren den Europäischen Green Deal ins Leben gerufen. Und vor gut einem halben Jahr haben wir seine Ziele in das erste europäische Klimaschutzgesetz gegossen. Wir wollen bis zum Jahr 2050 der erste klimaneutrale Kontinent der Erde sein. Dafür werden wir bis zum Jahr 2030 den Ausstoß der Treibhausgase um mindestens 55 Prozent senken.“
Eine politisch brisante Frage
Dreh- und Angelpunkt des Green Deal ist die sogenannte Taxonomie. Sie soll dafür sorgen, dass es mehr Standards und mehr Leitplanken gibt, an denen sich Investoren entlanghangeln können. Das Vertrauen in grüne Investitionen soll so gestärkt werden. Man muss kein ausgewiesener EU-Kenner sein, um zu ahnen, dass das, was in der Theorie gut klingt, in der Praxis aber seine Tücken hat.
Gut gemeint ist oft das Gegenteil von gut. Wer an die in Brüssel ausgebrütete „Taxonomie“ denkt, kommt schnell auf diese Floskel. Denn völlig unabhängig von den vielen Inhalten, die sich mittlerweile unter diesen Begriff fassen lassen, ist eines klar: Es handelt sich um ein von (in diesem Fall durchaus dem Klischee entsprechenden) EU-Bürokraten ersonnenes Regulierungsdickicht, das sich nur noch schwer überblicken lässt.