Sexualität und Rufmord
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Michel Foucault (links) und Michael Stoneman im Death Valley, Mai 1975 Bild: Simeon Wade Reprinted by permission of David Wade
Der Verlag Kiepenheuer & Witsch verschiebt den Erscheinungstermin eines Buches über Michel Foucault, weil gegen den Philosophen Vorwürfe erhoben wurden. Eine falsche Entscheidung.
Die Nachricht kam unverhofft. Am 11. Mai teilte der Verlag Kiepenheuer & Witsch per Mail mit, dass er sich entschieden habe, „die lange geplante Veröffentlichung des Lebensberichts von Simeon Wade ‚Foucault in Kalifornien‘ um ein Jahr zu verschieben“. Als Begründung gab der Verlag an, dass es ihm nach den „schweren Vorwürfen“, die der französische Autor Guy Sorman gegen Michel Foucault erhoben habe, „unangemessen“ erscheine, „ein heiteres Buch über die Drogeneskapaden des Philosophen im Death Valley zu veröffentlichen“. Zurzeit, so hieß es in der Mail weiter, prüfe man die Möglichkeit, „die deutsche Ausgabe im kommenden Jahr um eine aktuelle Einordnung zu ergänzen“.
Worin die aktuelle und dann vermutlich neue Einordnung bestehen soll, konnte der Verlag noch nicht mitteilen und wird es voraussichtlich auch in einem Jahr nicht können. Was man aber jetzt schon sagen kann, ist, dass Sormans Anschuldigungen zusammen mit deren medialen Nachwirkungen tatsächlich einem Rufmord sehr nahe kommen, wie Foucaults Lebensgefährte Daniel Defert und François Ewald, Assistent Foucaults am College de France und Mitherausgeber seiner Vorlesungen, in einer zusammen mit den Nichten und Neffen Foucaults unterzeichneten Presseerklärung schreiben.
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